KAPITEL 12
1. Zu jener Zeit ging Jeschua am Sabbat durch die Saaten; es hungerte aber seine Jünger, und sie fingen an, Ähren abzupflücken und zu essen.
Zu jener Zeit – vielleicht ein Hinweis darauf, dass die hier beschriebenen Situationen Beispiele dafür sind, was Jeschua über die Generation gesagt hat.
Es hungerte aber seine Jünger – aus dieser Beschreibung merkt man ein Widerspruch zwischen der Art und Weise, wie der Schabbat unter den Jüngern Jeschuas und den Pharisäern verbracht wurde. In der talmudischen Tradition wird wiederholt berichtet, dass die Pharisäer den Sabbat in Müßiggang und Vergnügen verbrachten:
„Die Worte von Rabbi Aha und Rabbi Tanhum bar Chaim im Namen von Rabbi Jochanan: „Und heiligt Meine Schabbate, sie sollen zum Zeichen sein zwischen Mir und euch, damit ihr erkennt, dass Ich der HERR, euer Gott bin“ (Jechezkel 20:20). Wie sollen sie geheiligt werden? Durch Essen und Trinken und festliche Kleidung, wie es heißt: „Denn das ist ein Zeichen zwischen Mir und euch von Generation zu Generation, damit man erkennt, dass Ich, der HERR, es bin, der euch heiligt“ (Schemot 31,13).
Es sei darauf hingewiesen, dass es die Pflicht der Einwohner eines jeden Ortes war, Reisende zu empfangen und sie mit allem Notwendigen für die drei Schabbatmahlzeiten zu versorgen, wofür in jeder jüdischen Gemeinde eine besondere Kasse eingerichtet wurde. (Mischna, Pe’ah 8:7). Diese Aufgabe wurde von zwei speziell ernannten Beamten (gabaim) übernommen. Es ist jedoch möglich, dass das Erscheinen Jeschuas und seiner Jünger für die Einheimischen eine Überraschung war. Jeschua selbst war zu diesem Zeitpunkt offenbar nicht hungrig; wir wissen aus Matthais Bericht, dass er die Erfahrung eines langen vierzigtägigen Fastens gemacht hatte.
2. Als aber die Pharisäer es sahen, sprachen sie zu ihm: Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat zu tun nicht erlaubt ist.
Das Wort, das Matthai für das Abpflücken der Ähren verwendet, kann auf zwei Arten verstanden werden. Als ob die Jünger ganze Ähren abzupften, die Körner herauspickten und sie aßen, oder als ob die Jünger die Körner abzupften, die oben aus den Ähren herausragen. Im ersten Fall fielen ihre Handlungen unter das Verbot des Zupfens (tolesch), im zweiten Fall ist es schwieriger, auf ein ausdrückliches Verbot hinzuweisen, obwohl es sich höchstwahrscheinlich um einen Verstoß gegen das Verbot der Weisen handelt, das um der Schabbatruhe willen erlassen wurde:
„Wer seine Fingernägel mit den Nägeln oder den Zähnen entfernt, und auch seine Haare vom Kopf, von seinem Schnurrbart, von seinem Bart, und auch – wer seine Haare flechtet, und seine Augen schminkt und seine Haare kämmt, den verpflichtet Rabbi Elieser, hatat zu bringen, und die Weisen verbieten all diese Dinge um die Schabbatruhe zu bewahren. Wer eine Pflanze aus einem Topf mit einem Loch reißt, wird bestraft, und aus einem Topf ohne Loch ist er straffrei, und Rabbi Schimon befreit in beiden Fällen von der Strafe“ (Schabbat 10:6).
In diesem Fall fällt die von den Schülern begangene Straftat nicht unter die Kategorie der am Schabbat grundsätzlich verbotenen Hauptarbeiten, sondern nur unter die Kategorie der Arbeiten von zweifelhafter Zulässigkeit.
3. Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als ihn und die bei ihm waren hungerte?
4. Wie er in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die er nicht essen durfte, noch die bei ihm waren, sondern allein die Priester?
5. Oder habt ihr nicht in dem Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester in dem Tempel den Sabbat entheiligen und ⟨doch⟩ schuldlos sind?
6. Ich sage euch aber: Größeres als der Tempel ist hier.
7. Wenn ihr aber erkannt hättet, was das heißt: »Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer«, so würdet ihr die Schuldlosen nicht verurteilt haben.
Die Antwort Jeschuas an die Pharisäer enthält drei Elemente. Er beginnt seine Antwort, indem er sich auf eine Begebenheit bezieht, die im Tanach, im 1.Schmuel, beschrieben wird: „Da gab ihm der Priester von dem heiligen Brot. Denn dort war kein anderes Brot als nur das Schaubrot, das vor dem HERRN nur weggenommen wird, wenn frisches Brot hingelegt wird an dem Tag, da man es wegnimmt“ (1.Schmuel 21,7). Dies ist eine haggadische Illustration (Haggada – Erzählung, Bericht).
Jeschuas nächstes Argument basiert auf einer Methode zur Ableitung der Halacha (praktische Gesetze) aus der Torah, die kal wachomer (vom Einfachen zum Komplexen) genannt wird: Wenn ein Priester den Schabbat um des Tempeldienstes willen brechen kann, weil der Tempeldienst wichtiger ist als der Schabbat, dann kann auch jemand, der Jeschua folgt, um seine Lehre zu hören, auch den Schabbat brechen.
Das dritte Element der Antwort, das das kal wachomer verstärkt, ist der Midrasch über den Vers „Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer“. Die Awot de Rabbi Natan zitieren Rabbi Schimon’s Worte bezüglich dieses Verses:
„Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer“. Rabbi Schimon sagte: „Hier kann man kal wachomer in Bezug auf dieWorte der Lehre sehen, als dass man sich in Wohltätigkeit und Opferbringen engagiert. Wie es heißt: „Hat der HERR Lust an Brandopfern und Schlachtopfern?“ (1 Schmuel 15:22). Daher verstehen wir, dass die Beachtung der Worte der Torah Gott lieber ist als Wohltätigkeit und Opfer“.
Im Lichte des letzten Midrasch fügen sich alle Elemente von Jeschuas Antwort zu einem Ganzen zusammen. Den Worten der Torah Aufmerksamkeit zu schenken und Jeschua zu folgen, ist wichtiger als die Wohltätigkeit, für die der Priester David das Brot gab, und wichtiger als das Opfer, für das der Schabbat im Tempel gebrochen wird. Daher ist es den Jüngern erlaubt, das Schabbatgebot zu übertreten, um Jeschua zu folgen.
Jeschuas abschließende Schlussfolgerung klingt wie folgt:
8. Denn der Sohn des Menschen ist Herr des Sabbats.
Im Traktat Joma sagt Rabbi Jonatan ben Josef: „Haltet den Schabbat; denn er soll für euch heilig sein“ (Schemot 31:14). „Für euch“ – der Schabbat ist euch gegeben, nicht ihr seid ihm gegeben“.
In einer seiner Antworten, die auf diesem Talmudfragment basiert, schreibt einer der größten modernen Rabbiner, Rabbi Mosche Feinstein:
„Es heißt auch: „und wird durch sie leben“, nicht durch sie sterben. Und es ist klar, dass der Schabbat nicht dazu gedacht ist, den Tod in die Welt zu bringen, denn im Gegenteil, der Sinn des Schabbats ist es, Vitalität in die Welt zu bringen… Und es ist auch klar, dass die Einhaltung des Schabbats uns zusammen mit der Intelligenz gegeben ist, das zu wählen, was für uns gut ist. Und um dem zu folgen, was zu unserem Wohl beiträgt, ist es möglich, den Schabbat zu überschreiten, wenn es mit der Einhaltung des Schabbats unvereinbar ist. Und selbst wenn es keine Gewissheit gibt, dass es gut sein wird, sondern nur einige unserer Annahmen, ist es immer noch möglich, den Schabbat zu brechen, um dem Guten zu folgen. Denn wenn man etwas Schlechtes in der Behauptung finden kann, dass wir nicht dazu berufen sind, dem Schabbat zu dienen, kann die Behauptung, dass uns der Schabbat gegeben ist, trotzdem nicht bestritten werden“ (SchuT Igrot, Mosche Joreh De’ah 2:146).
Es ist klar, dass Rabbi Mosche Feinstein über die gleiche Beziehung zwischen dem Menschen und dem Schabbat spricht wie Jeschua 2.000 Jahre vor ihm.
9. Und als er von dort weiterging, kam er in ihre Synagoge.
10. Und siehe, da war ein Mensch, der eine verdorrte Hand hatte. Und sie fragten ihn und sprachen: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?, damit sie ihn anklagen könnten.
11. Er aber sprach zu ihnen: Welcher Mensch wird unter euch sein, der ein Schaf hat und, wenn dieses am Sabbat in eine Grube fällt, es nicht ergreift und herauszieht?
12. Wie viel wertvoller ist nun ein Mensch als ein Schaf! Also ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun.
In seiner Antwort verwendet Jeschua erneut das Prinzip von kal wahomer. Die Situation, in der das Tier am Schabbat in die Grube fiel, wird im Babylonischen Talmud im Traktat Schabbat 128b behandelt:
„Wenn ein Tier in eine Auffanggrube gefallen ist, kann man ihm Säcke mit Heu oder Wolle bringen, damit es hochklettern kann. Wenn das Tier aufsteigt, steigt es auf. Die Jünger fragen: „Und an einer anderen Stelle haben wir gelehrt, dass man ihm Nahrung für den Rest des Schabbats hinwerfen kann. Die Nahrung ist erlaubt, aber die Säcke nicht“. „Hier gibt es keinen Widerspruch. Wenn man sich damit begnügen kann, dem Tier Futter zu werfen, so begnügt man sich damit, und wenn nicht, so wirft man Säcke in die Grube, denn das Werfen von Säcken ist durch das Verbot der Rabbiner verboten und den Tieren Leid zuzufügen, ist durch die Torah verboten“.
Schon das Vorgehen der Pharisäer implizierte also die Möglichkeit, gegen das Verbot der Weisen zu verstoßen, um dem Tier Leiden zu ersparen, auch wenn keine Gefahr für sein Leben und somit kein Verlust für den Besitzer bestand. Gleichzeitig war es verboten, am Schabbat für eine Person zu beten, um den Kummer nicht zu erwähnen, der den Schabbat verletzen könnte:
„Die Weisen lehrten: „Wer am Schabbateinen Kranken besucht, sagt: „Hör auf (hier ist das Wort mit derselben Wortstamm wie Schabbat) zu weinen, und die Heilung ist nahe“. Rabbi Mejr sagt: „Der Schabbat ist in der Lage, sich eines Kranken zu erbarmen und ihn zu heilen, wenn er Respekt zeigt und am Schabbat nicht trauert…“. Rabbi Hanina sagt: „Die Weisen haben mit Mühe erlaubt, die Trauernden zu trösten und die Kranken am Schabbat zu besuchen“ (Schabbat 12b).
Es scheint, dass die Weisen, die für das Leiden eines Tieres empfänglich waren, sich davor fürchteten, einem Menschen gegenüber Mitgefühl zu zeigen. In seiner Antwort weist Jeschua sie auf den Irrtum dieses Ansatzes hin. Wie bereits erwähnt, wendet er das Prinzip von kal wahomer an – der Mensch ist viel besser als das Schaf, und deshalb sollte man ihm Mitleid entgegenbringen. Ebenso ermöglicht die Nächstenliebe, wie bereits erwähnt, die Unterbrechung des Schabbats.
13. Dann spricht er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus, und sie wurde wiederhergestellt, gesund wie die andere.
14. Die Pharisäer aber gingen hinaus und hielten Rat gegen ihn, wie sie ihn umbringen könnten.
15. Als aber Jeschua es erkannte, ging er von dort weg; und es folgten ihm große Volksmengen, und er heilte sie alle.
16. Und er bedrohte sie, dass sie ihn nicht offenbar machten,
17. damit erfüllt wurde, was durch den Propheten Jesaja geredet ist, der spricht:
18. »Siehe, mein Knecht, den Ich erwählt habe, Mein Geliebter, an dem Meine Seele Wohlgefallen gefunden hat; Ich werde meinen Geist auf ihn legen, und er wird den Nationen Recht verkünden.
19. Er wird nicht streiten noch schreien, noch wird jemand seine Stimme auf den Straßen hören;
20. ein geknicktes Rohr wird er nicht zerbrechen, und einen glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, bis er das Recht hinausführe zum Sieg;
21. und auf seinen Namen werden die Nationen hoffen.«
Das 42. Kapitel des Propheten Jeschajah wurde traditionell als eine Prophezeiung über den Maschiach verstanden. Unter den späteren Kommentatoren dieses Kapitel auf ähnliche Weise interpretieren Radak und Malbim. Letzterer sieht in dieser Prophezeiung einen Hinweis auf eine bestimmte Besonderheit, die den Maschiach von anderen Propheten unterscheidet:
„Seine Prophezeiung und seine Botschaft werden sich von den anderen Propheten unterscheiden. Der Prophet sollte in der Menge des Volkes stehen und laut schreien, aber er (Maschiach) wird keine Menschenmengen suchen um laute Predigten zu halten“.
22. Dann wurde ein Besessener zu ihm gebracht, blind und stumm; und er heilte ihn, sodass der Stumme redete und sah.
23. Und es erstaunten die ganzen Volksmengen und sagten: Dieser ist doch nicht etwa der Sohn Davids?
Die Massenheilung der Tauben, Blinden und Stummen war mit der Reinigung des ganzen Volkes verbunden, so wie es zur Zeit der Sinai-Offenbarung der Fall gewesen war:
„Und er nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes. Und sie sagten: Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun und gehorchen“ (Schemot 24,7). Woher wissen wir, dass es unter ihnen keine Tauben gab? Aus der Tatsache, dass es heißt: „Werden gehorchen“ (werden hören). Woher wissen wir, dass es keine Blinden unter ihnen gab? Aus der Tatsache, dass es heißt: „Und das ganze Volk sah Donner und Flammen“. Und woher wissen wir, dass es keine Stummen unter ihnen gab? Daraus, dass es heißt: „Das ganze Volk antwortete einstimmig und sprach…“. Daraus schließen wir, dass alle geheilt wurden. Und wenn das nicht ausreicht, können wir aus einer anderen Stelle lernen, aus dem, was gesagt wird: „Ich werde dir keine der Krankheiten auferlegen, die Ich den Ägyptern auferlegt habe; denn Ich bin der HERR, der dich heilt“. Hier ist der Beweis, dass alle geheilt wurden. Aber nachdem sie diese Tat mit dem Kalb vollbracht hatten, wurden sie wieder von Krankheiten heimgesucht. So heißt es: „Als nun Mosche sah, dass das Volk zuchtlos war“ (Schemot 32,25). Und das Wort zuchtlos kann hier nur mit Aussatz behaftet bedeuten, wie es geschrieben steht: „Und dem Aussätzigen, der dieses Geschwür hat, müssen seine Kleider zerrissen werden und sein Kopf darf nicht gekämmt werden (dasselbe Wort wie zuchtlos), und er muss sich bis zu seinem Schnurrbart einhüllen und rufen: „Unrein! Unrein!“ Gott sagte zu Mosche: „Bis du die Stiftshütte gebaut hast, habe Ich solche Dinge geduldet, und es gab unter dir Aussätzige und solche, die Ausfluss hatten. Aber jetzt, nachdem du die Stiftshütte gebaut hast, schicke jeden Aussätzigen und jeden mit Ausfluss Behafteten und jeden, der seine Seele verunreinigt hat, aus dem Lager hinaus, damit Ich unter euch bleiben kann“ (Bemidbar Raba, Nasso 7).
Die Heilung des Blinden wurde als Zeichen für die Wiederherstellung der allgemeinen Reinheit in Israel, wie in den Tagen des Sinai, verstanden.
24. Die Pharisäer aber sagten, als sie es hörten: Dieser treibt die Dämonen nicht anders aus als durch den Beelzebul, den Obersten der Dämonen.
Der Name Baal Zwuw ist höchstwahrscheinlich eine absichtliche Verzerrung des Namens Baal Zwulun, in Anlehnung an einen bekannten Namen eines heidnischen Gottes. Fliegen galten traditionell als Symbol der Unreinheit, als Vorboten des Todes. In der Tat wird der Name Baal Zwuw von Jeschua selbst als Euphemismus für Satan verwendet.
25. Da er aber ihre Gedanken wusste, sprach er zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst entzweit ist, wird verwüstet; und jede Stadt oder jedes Haus, die mit sich selbst entzweit sind, werden nicht bestehen.
26. Und wenn der Satan den Satan austreibt, so ist er mit sich selbst entzweit. Wie wird denn sein Reich bestehen?
Hier verwendet Jeschua Begriffe, die seinen Gesprächspartnern bekannt sind:
„Eine Stadt, in der es Uneinigkeit gibt, wird zerstört werden. Und die Weisen sagen: „Spaltung in einer Stadt führen zu Blutvergießen“. Die Synagoge, in der Spaltung herrscht, wird zerstört werden. Das Haus, in dem Spaltung herrscht, wird zerstört werden. Und die Weisen sagen: „Spaltung in einem Haus führt zu Ausschweifungen“ (Derech Erez 7:37).
27. Und wenn ich durch Beelzebul die Dämonen austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein.
Der Ausdruck „eure Söhne“ ist in diesem Fall wahrscheinlich nicht wörtlich zu nehmen, sondern im Sinne von denen, die ihr als eure eigenen ansieht. In der jüdischen Überlieferung sind Belege dafür erhalten, dass Rabbiner Bündnisse mit Dämonen eingegangen sind, mit ihnen Geschäfte gemacht haben, usw. (Meilah 17a,b).
„Die Weisen lehrten: „Drei Verbote wurden von der bösen Behörde zur Zeit von Rabbi Schimon bar Jochai (Raschbi) erlassen. Wenn es unter euch jemanden gibt, der dazu ausgebildet ist, Wunder zu wirken, soll er kommen und den Beschluss (eine Schriftrolle mit dem Text) entgegennehmen. Die Augen der Weisen richteten sich auf Rabbi Schimon bar Jochai. Zur gleichen Stunde schaute Rabbi Schimon auf den Mast des Schiffes und sah eine Teufelin darauf sitzen. Rabbi Schimon sagte: „Was willst du hier?“ Sie sagte zu ihm: „Ich bin gekommen, um ein Wunder für dich zu tun“. Sofort rief Rabbi Schimon: „Herr der Welt, Du hast fünf Engel zu Hagar, der Ägypterin, gesandt, und zu mir eine Teufelin?“ Sie sagte zu ihm: „Wenn man für dich ein Wunder tut, welchen Unterschied macht es dann für dich?“ Er sagte zu ihr: „Was für ein Wunder wirst du tun?“ – „Ich werde in den Bauch von Caesars Tochter eindringen und rufen: „Bringt Raschbi zu mir! Bringt Raschbi zu mir!“ Dann wirst du kommen und der Prinzessin ins Ohr flüstern, und ich werde hinausgehen“. Er fragte sie: „Welches Zeichen wird mir sein, dass du aus ihr herausgefahren bist?“ Sie antwortete: „Sobald ich herauskomme, werden alle Glasgefäße in Cäsars Haus zerbrechen“. Da sagte er zu ihr: „Geh und tu, was du sagst“.
Und die Teufelin ging hin und fuhr in die Tochter des Cäsar. Und sie schrie und schrie: „Bringt Raschbi zu mir! Bringt Raschbi zu mir!“ Und sie schickten nach Rabbi Shimon ins Land Israel. Sie sagte zu ihnen: „Seht, er nähert sich in einem Schiff“. Sie gingen hinaus, trafen ihn und brachten ihn zum König. Der König fragte ihn: „Bist du Raschbi?“ Und er antwortete: „Ja.“ Da sagte er: „Und du wirst meine Tochter heilen?“ Und er antwortete: „Ja“. – „Wie wirst du es tun?“ – „Ich werde ihr ins Ohr flüstern, und der Dämon wird aus ihr herausfahren“, und er fügte hinzu: „Und das Zeichen dafür wird sein, dass alle Gläser in deinem Haus zerbrechen werden“. In derselben Stunde flüsterte Rabbi Schimon der Prinzessin ins Ohr, und die Teufelin kam aus ihr heraus, und das ganze Glasgeschirr im Haus zerbrach. Cäsar sagte: „Was verlangst du von mir als Belohnung?“ Rabbi Schimon antwortete: „Ich bitte dich nicht, mir etwas zu geben, sondern befiehl, dein Dekret aufzuheben, und die Boten, die es in das Land Israel tragen, sollen getötet werden“. Der König hob die Verbote sofort auf, erließ ein neues Dekret und sandte mit ihm Boten in das Land Israel“ (Bejt Midrasch 6:128-130).
Trotz der unterschiedlichen Versionen ist die Handlung im Wesentlichen dieselbe: Rabbi Schimon, der in Wundern geschult ist, geht in politischer Mission zu Cäsar und hat dank seiner Wunderkräfte Erfolg. Der Unterschied zwischen den beiden Versionen besteht darin, dass die Talmudversion kürzer und die Midraschversion länger ist. Der Talmud spricht von einem männlichen Teufel, während der Midrasch von einem weiblichen Teufel spricht; der Talmud erwähnt den Namen des Teufels in einer ungewöhnlichen Weise, während der Midrasch dies nicht tut. Der Midrasch geht näher auf den Dialog zwischen Rabbi und der Teufelin ein und erwähnt auch die Folgen der Austreibung – das Zerbrechen von Glasgefäßen im Haus. Aber auf die eine oder andere Weise handelt es sich um die Vertreibung des Dämons durch Rabbi Schimon im Hause Cäsars, was zur Folge hatte, dass die Verbote gegen Juden im Land Israel aufgehoben wurden.
Gleichzeitig liefert Josephus Flavius mit der von Schlomo überlieferten Tradition der Dämonenaustreibung interessante Hinweise auf die Verbreitung der Dämonenaustreibung und die Art und Weise, wie sie durchgeführt wurde:
„Im ehemaligen Palast wuchs eine Rute von erstaunlicher Größe, die einem Feigenbaum an Höhe und Volumen in nichts nachstand. Man sagt, sie stehe seit der Zeit des Herodes. Und sie hätte noch lange bestehen können, wenn nicht die Juden, als sie Machera besetzten, sie abgeholzt hätten. Im Tal, das von Norden an diese Stadt angrenzt, befindet sich ein Ort namens Vaoras, der die Wurzel des gleichen Namens hervorbringt. Diese ist von feurig roter Farbe und strahlt abends Strahlen aus. Sie (die Wurzel) ist sehr schwer zu fassen, da sie unter den Händen zu entweichen scheint und nur dann zur Ruhe kommt, wenn sie mit dem Urin einer Frau oder ihrem Monatsblut besprengt wird. Aber auch dann bringt seine Berührung den sicheren Tod mit sich, wenn er nicht so getragen wird, dass er von der Hand hängt. Es gibt aber noch eine andere sichere Art, an diese Wurzel zu gelangen. Man gräbt sie zuerst um, bis nur noch ein kleiner Teil der Wurzel in der Erde ist, dann bindet man einen Hund daran; wenn dieser schnell hinter dem Mann herläuft, der ihn angebunden hat, wird die Wurzel leicht herausgerissen, aber der Hund stirbt an Ort und Stelle als stellvertretendes Opfer für den, der die Pflanze nehmen wollte. Sie kann dann ohne Angst weggetragen werden. Es lohnt sich jedoch, sich bei der Beschaffung dieser Pflanze Gefahren und Mühen auszusetzen, und zwar wegen folgender Eigenschaft: Die sogenannten Dämonen, d.h. die Geister böser Menschen, die die Lebenden bewohnen und alle töten, die ohne Hilfe bleiben, werden durch diese Wurzel sofort vertrieben, sobald sie sie in die Nähe des Kranken bringen“ (Jüdischer Krieg 7:6:3).
„Zusätzlich zu all seinem Reichtum schenkte Gott der Herr Schlomo eine so große Erfahrung und Weisheit, dass er in dieser Hinsicht alle Menschen übertraf, die vor ihm gelebt hatten, sogar die Ägypter, die allgemein als besonders klug gelten: Sie waren ihm in dieser Hinsicht nicht nur nicht ebenbürtig, sondern auch unermesslich unterlegen. In seiner Weisheit übertraf Schlomo sogar jene Personen, die zu seiner Zeit bei den Juden für ihre Klugheit berühmt waren und deren Namen ich nicht auslassen kann, nämlich die Söhne des Hemaon, Ephan, Eman, Halkej und Dardan. Er verfasste in Versen und Liedern tausend und fünf Bücher und dreitausend Bücher mit Gleichnissen und Parabeln. Beim Anblick eines jeden Baumes, vom Ysop bis zur Zeder, konnte er ein Gleichnis erzählen, ebenso über alle wilden und zahmen Tiere, Fische und Vögel. Es gab kein einziges Merkmal ihrer Lebensweise, das ihm unbekannt geblieben wäre oder das er unbeachtet gelassen hätte; im Gegenteil, er konnte von allen etwas erzählen und zeigte dabei eine gründliche Vertrautheit mit ihren kleinsten Eigenschaften. Gott, der Herr, gab Schlomo auch die Gelegenheit, die Kunst zu erlernen, mit Dämonen zu kommunizieren, zum Nutzen und Wohl der Menschen. Tatsächlich hinterließ Schlomo Zaubersprüche zur Heilung aller möglichen Krankheiten und magische Formeln, mit deren Hilfe es möglich ist, Dämonen so zu binden, dass sie es nie mehr wagen, zu den Menschen zurückzukehren. Diese Kunst blüht immer noch sehr stark unter uns. So habe ich zum Beispiel von einem gewissen Eleasar, unserem Stammesgenossen, hören müssen, wie er einmal befreite in Gegenwart von Vespasian, dessen Söhnen und tausend seiner Truppen alle, die von bösen Geistern besessen waren, von diesen. In diesem Fall tat er Folgendes: Er hielt dem Besessenen einen Finger an die Nase, an dem sich ein Ring befand, in dem die Wurzel der von Schlomo angegebenen Pflanze eingearbeitet war, und zog den Dämon aus den Nasenlöchern der Besessenen heraus. Der Kranke fiel natürlich sofort tot zu Boden, und jeder, der dabei war, hätte schwören können, dass er ohne Schlomo und seine Zauberformeln nicht mehr aufwachen würde. Um die Anwesenden jedoch voll und ganz davon zu überzeugen, dass er diese Macht wirklich besitzt, befahl Eleasar, neben den von einem Dämon Besessenen einen mit Wasser gefüllten Kelch und ein Gefäß zum Waschen der Füße zu stellen, und befahl dem Dämon, beim Verlassen des Körpers des Kranken das Gefäß umzustoßen, so dass sich alle Zuschauer vergewissern konnten, dass der böse Geist den Besessenen wirklich verließ. Da die Dinge auf diese Weise geschahen, hatte jeder die Möglichkeit, sich von der wirklich tiefen Weisheit Schlomos zu überzeugen. Wir sahen uns daher genötigt, über diesen Fall zu berichten, damit die außerordentliche Begabung des gottbegnadeten Königs [Schlomo] allen bekannt werde und damit niemand, der auf Erden lebt, im Unklaren darüber bleibe, in welchem Maße Schlomo alle Eigenschaften besaß, die man als vollkommen bezeichnen kann“.
28. Wenn ich aber durch den Geist Gottes die Dämonen austreibe, so ist also das Reich Gottes zu euch gekommen.
Der Ausdruck Geist Gottes hat hier eine besondere Bedeutung. Wenn Jeschua die Dämonen nicht im Einverständnis mit ihnen austreibt, auch nicht durch die Kraft von Wurzeln oder Zaubersprüchen, dann gibt es keine andere Möglichkeit, als zu erkennen, dass das Reich Gottes nahe ist.
29. Oder wie kann jemand in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht vorher den Starken bindet? Und dann wird er sein Haus berauben.
Die Bindung des Satans und sein Ende waren ein allgemeines Zeichen für das Kommen des messianischen Zeitalters:
„Der Himmel wird sich öffnen, und aus dem Tempel der Herrlichkeit wird die Heiligkeit auf ihn herabkommen mit der Stimme des Vaters, wie die Stimme Abrahams zu Jitzchak. Und die Herrlichkeit des Höchsten wird über ihn strömen, und der Geist der Erkenntnis und der Heiligkeit wird auf ihm ruhen. Denn er wird seinen Söhnen die Größe des Herrn für immer geben; und niemand wird es für Generationen und Generationen bis in alle Ewigkeit erben. Und während seines Priestertums werden die Völker auf Erden mit Wissen erfüllt und durch die Gnade des Herrn geheiligt. Israel aber wird in Unwissenheit vermindert und in Kummer verfinstert werden. Während seines Priestertums wird die Sünde verschwinden und die Bösen werden aufhören, Böses zu tun. Und er wird die Pforten des Paradieses öffnen und das Schwert, das Adam bedroht, abwenden. Und er wird den Heiligen geben, vom Baum des Lebens zu essen, und der Geist der Heiligkeit wird über ihnen sein. Und er wird Weliar (Satan) binden und seinen Kindern die Macht geben, die bösen Geister zu zertreten. Und der Herr wird sich freuen über seine Kinder, und er wird Gefallen haben an seinen Geliebten ewiglich. Dann werden sich Abraham, Itzhak und Jaakow freuen, und ich werde mich freuen, und alle Heiligen werden mit Freude erfüllt sein“ (Vermächtnis des Levi 18:6-14).
„Dann wird sein Reich in seiner ganzen Schöpfung offenbart werden. Und dann wird der Teufel ein Ende finden und die Trauer wird mit ihm verschwinden“ (Himmelfahrt des Mose 10).
„Rabi Jehuda sagt: „In der Zukunft wird Gott den bösen Trieb vor dem Gesicht der Gerechten und vor dem Gesicht der Bösen abschlachten“ (Sukka 52b).
30. Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut.
Das heißt, wer sich nicht am Aufbau des Reiches Gottes durch den Geist beteiligt, wirkt dem Aufbau entgegen, verschwendet Kraft.
31. Deshalb sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben werden; aber die Lästerung des Geistes wird nicht vergeben werden.
32. Und wenn jemand ein Wort reden wird gegen den Sohn des Menschen, dem wird vergeben werden; wenn aber jemand gegen den Heiligen Geist reden wird, dem wird nicht vergeben werden, weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen.
Der Heilige Geist ist das Instrument, durch das Gott den Menschen Gedanken der Umkehr gibt. Das bat kol (Offenbarung des Heiligen Geistes) erklingt täglich und stündlich. Dementsprechend kann ein Mensch, der das Wirken des Geistes leugnet, weil er darin eine Äußerung von teuflischen Kräften sieht, keine Buße tun, ohne die Vergebung unmöglich ist (Tosefta, Joma 4:6-10).
33. Entweder: Der Baum ist gut – dann sind auch seine Früchte gut. Oder: Der Baum ist schlecht – dann sind auch seine Früchte schlecht. An der Frucht also erkennt man den Baum.
34. Otternbrut! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund.
35. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz Gutes hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz Böses hervor.
36. Ich sage euch aber, dass die Menschen von jedem unnützen Wort, das sie reden werden, Rechenschaft geben müssen am Tag des Gerichts;
37. denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.
Der Vergleich des menschlichen Handelns mit einem Baum und seinen Früchten ist ein bekanntes Bild im Judentum. Nach der Tradition führt ein böser Gedanke, der Folgen hat, zur Bestrafung, aber ein böser Gedanke, der ohne Folgen bleibt, bleibt ohne Strafe.
„Das sind die Taten, für die ein Mensch in dieser Welt und für deren Früchte er im Jenseits bestraft wird: Götzendienst, Unzucht, Blutvergießen und böses Reden. Und so hat die Tugend den Stamm (diese Welt) und die Früchte (zukünftige Welt), wie geschrieben steht: „Sagt vom Gerechten, dass es ihm gut gehen wird, denn die Frucht ihrer Taten werden sie genießen“ (Jeschajah 3,10). Das Verbrechen hat den Stamm, aber keine Frucht! Wenn das so ist, warum heißt es dann: „Darum sollen sie von der Frucht ihres eigenen Weges essen“ (Mischlej 1,31). Aber es gibt ein Vergehen, das Früchte trägt, und ein Vergehen, das keine Früchte trägt. Der Allmächtige lässt zu, dass gute Gedanken Früchte tragen, und Er lässt nicht zu, dass schlechte Gedanken Früchte tragen. Wie es heißt: „Hätte ich Böses im Sinn gehabt, dann hätte der Herr mich nicht erhört“ (Ps 66,18). Aber es heißt auch: „Siehe, Ich will Unheil über dieses Volk kommen lassen, die Frucht ihrer Gedanken“ (Jermijahu 6,19). Aber wenn ein Gedanke Frucht bringt, bestraft (oder belohnt) der Allmächtige einen Menschen dafür, und wenn er keine Frucht bringt, belohnt Er ihn nicht“ (Tosefta, Pe’ah 1:2-4).
Jeschua prangert diese Vorgehensweise an und sagt, dass jeder Gedanke und jedes Wort dazu führen wird, dass man am Tag des Gerichts eine Antwort geben muss.
Aus der Fülle des Herzens redet der Mund – Ein Ausdruck, der in den jüdischen Quellen bekannt ist, insbesondere in Bereschit Raba, Wajeschev 84.
38. Dann antworteten ihm einige der Schriftgelehrten und Pharisäer und sprachen: Lehrer, wir möchten ein Zeichen von dir sehen!
39. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen Jonas, des Propheten.
40. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte in dem Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.
Angesichts des gesamten Kontextes des Gesprächs zwischen Jeschua und den Pharisäern (die Frucht, die Bindung des Satans, der Geist und die Heilung des Blinden) kann die messianische Anspielung in Jeschuas Antwort tiefer wahrgenommen werden. Hier wird nicht nur auf den dreitägigen Aufenthalt im Bauch eines Wals verwiesen, sondern auch auf die Frucht dieses Aufenthalts, die im Lichte von Jonas besonderer Wahrnehmung hier verstanden werden kann.
In der jüdischen Tradition ist die Identifizierung des Propheten Jona mit Maschiach ben Josef erhalten geblieben. Der Jerusalemer Talmud, Traktat Sukka (55a) identifiziert Jona mit dem Sohn einer Witwe aus Zarfat, der von Elijahu wiederbelebt wurde, und in Elijahu Raba (18) wird der folgende Midrasch zitiert:
„Und bring ihn mir heraus; dir aber und deinem Sohn sollst du danach etwas machen“ (1Melachim 17:13). Dieses Kind war Maschiach, der Sohn von Josef. Ich (Elijahu) sagte das und gab darin einen Hinweis, dass ich zuerst kommen würde, um zu evangelisieren, und danach würde ben David kommen“.
In Pirkej Derabi Elieser (10) begegnet Jona dem Königsfisch Leviathan und sagt zu ihm: „Um deinetwillen bin ich in die Tiefe hinabgestiegen, um den Ort deiner Behausung zu erkunden, denn in Zukunft werde ich dir mit einem Haken ein Loch in die Zunge bohren und dich zum Mahl herausholen müssen, das für die Gerechten reserviert ist“.
41. Männer von Ninive werden aufstehen im Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen, denn sie taten Buße auf die Predigt Jonas; und siehe, mehr als Jona ist hier.
42. Eine Königin des Südens wird auftreten im Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen, denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören; und siehe, mehr als Salomo ist hier.
Jeschua deutete an, dass sein Werk eine unvergleichlich umfassendere Entwicklung und Entfaltung des Bildes von Jona sein würde. Seine Macht, Dämonen auszutreiben, ist unvergleichlich größer als das, was die Weisen nach der Überlieferung von Schlomo verwendet haben, daher werden die Niniviten und die Königin von Saba, die der Wahrheit durch die von Jona offenbarten Zeichen und die Weisheit Schlomos folgten, die Ankläger im Prozess gegen die Pharisäer sein würden, die die Zeichen nicht erkannten.
43. Wenn aber der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchwandert er dürre Orte, sucht Ruhe und findet sie nicht.
44. Dann spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren, aus dem ich herausgegangen bin; und wenn er kommt, findet er es leer, gekehrt und geschmückt.
45. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, böser als er selbst, und sie gehen hinein und wohnen dort; und das Ende jenes Menschen wird schlimmer als der Anfang. So wird es auch diesem bösen Geschlecht ergehen.
Der Schwerpunkt dieser Worte Jeschuas liegt darauf, dass das Haus unbewohnt bleibt. Nichts Gutes hat den Platz eingenommen, den die Geister verlassen haben. Als Verurteilung der Pharisäer sollte dies offenbar so verstanden werden, dass sie für die Lehrfunktion, Jeschua zu unterstützen, nicht bereit waren. Infolgedessen blieben die Herzen der von den Dämonen befreiten Menschen leer.
46. Als er aber noch zu den Volksmengen redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und suchten ihn zu sprechen.
47. Und es sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und suchen dich zu sprechen.
48. Er aber antwortete und sprach zu dem, der es ihm sagte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?
49. Und er streckte seine Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, meine Mutter und meine Brüder!
50. Denn wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.
Im allgemeinen Kontext von Matthai sollte die Zusammenarbeit beim Aufbau des Reiches Gottes als ein neues Kriterium der Verwandtschaft verstanden werden. Wahre Verwandtschaft (geistige Verwandtschaft) entsteht gerade im Prozess einer solchen Zusammenarbeit.