KAPITEL 10
1. Da rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister, sie auszutreiben, und jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen.
Die unreine Geister – nach rabbinischem Glauben kamen sie als Folge des Sündenfalls von Chava (Eva) in die Welt, als sie mit der Schlange kopulierte, woraus vier große unreine Geister hervorgingen:
„Manche Weisen sagten, dass die Seuche, die die Schlange in Chava legte, sich in vier unreine Geister aufteilte: den Geist der Torheit, den Geist der Unzucht, den Geist der bösen Habgier und den Geist der Sünde. Und durch die Vereinigung dieser Geister mit dem Menschen wird sein Leib vergänglich“ (Rikanati Bereschit 3:1).
Gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister – nach der Überlieferung des Talmuds wurde das Wissen um die Namen der tuma (Unreinheit) von Abraham an die Söhne seiner Nebenfrauen weitergegeben, die er von seinem Sohn Jitzchak weggeschickt hatte, weil er befürchtete, dass die Nachkommen seines Erstgeborenen von den Kräften der Unreinheit beeinflusst werden würden. Im Traktat Sanhedrin heißt es:
„Und den Söhnen der Nebenfrauen, die Abraham hatte, gab Abraham Geschenke und schickte sie weg von seinem Sohn Jitzchak in den Osten, in das Land des Ostens“ (Bereschit 25,6) – ein Vater, der seinen Söhnen Edelsteine gab, noch zu seinen Lebzeiten, was kann er ihnen noch geben? Was könnten das für Geschenke sein? Das lehrt uns, dass er ihnen die Namen der Kontrolle der Unreinheit mitteilte (das heißt, er lehrte sie die Namen der Magie und der Kontrolle der unreinen Macht)“ (Sanhedrin 91a).
Dieses Wissen der Heiden, der Nachkommen von Abrahams Nebenfrauen, durften die Juden nur teilweise nutzen. Damit konnte man die Hilfe bei der Heilung von Tieren und dem Schutz von Eigentum bekommen, aber nicht bei der Heilung des Körpers (Tosefta Awodah Zara 3:4).
Bei den Juden selbst beruhte der Umgang mit unreinen Kräften vor allem auf dem Wissen um dämonische Gewohnheiten und die damit verbundenen Tricks. So lesen wir im Buch Tuwia (Tobit):
„Wenn du in das Brautgemach gehst, nimm etwas Glut aus dem Räucherbecken, leg ein Stück vom Herz und von der Leber des Fisches darauf und lass es verbrennen! Sobald der Dämon den Geruch spürt, wird er fliehen und in alle Ewigkeit nicht mehr zurückkommen. Wenn du dann zu ihr gehst, steht beide auf und ruft den barmherzigen Gott an; er wird euch helfen und Erbarmen mit euch haben. Hab also keine Angst; das Mädchen ist schon immer für dich bestimmt gewesen. Du wirst sie aus ihrer Not befreien; sie wird mit dir ziehen und wird dir gewiss Kinder schenken“ (Tobit 6:17,18).
Das Wissen um die Natur des Verhaltens böser Geister ermöglichte auch die Vorsichtsmaßnahmen im Krieg gegen sie zu entwickeln:
„Die Weisen lehrten: „Niemand soll nachts allein ausgehen. Weder in der Mittwochnacht noch in der Samstagnacht. Denn Agrat bat Machlat selbst und mit ihr 180.000 Engel der Vernichtung kommen in diesen Nächten heraus. Und jeder von ihnen hat die Erlaubnis, zu schlagen. Früher gingen sie jede Nacht hinaus, aber eines Tages trafen sie auf Rabbi Hanina. Agrat bat Machlat sagte zu ihm: „Bist du nicht Hanina, vor dem im Himmel immer wieder gewarnt wird: „Hütet euch vor Hanina und seinen Lehren“? Du bist in Gefahr.“ Er sagte zu ihr: „Wenn ich im Himmel wichtig bin, so befehle ich dir, nie wieder dorthin zu gehen, wo die Menschen wohnen“. Sie flehte: „Gib mir durch deine Gnade einen Hauch zum Leben“. Er überließ ihr Mittwochnacht und Samstagnacht“ (Psachim 112b).
In dieser Passage sehen wir einen weiteren interessanten Punkt: Rabbi Hanina begrenzt die Handlung von Agrat bat Mahalat nicht durch seine eigene Autorität, sondern durch die Autorität des Himmels. Der Unterschied liegt in der Art und Weise, wie die Weisen mit unreinen Mächten und der Macht, die Jeschua seinen Jüngern verleiht, umgingen. Die Weisen reduzierten die Beziehung zu bösen Geistern auf eine Koexistenz, die sie friedlicher zu gestalten versuchten, während Jeschua davon spricht, die unreine Macht vollständig den Jüngern zu unterwerfen, die vollständige Gewalt über die Geister der Unreinheit zu erlangen. Im Gegensatz zu Rabbi Hanina kennt Jeschua seine Fähigkeiten und seine Macht und hat die Autorität, diese Macht an seine Jünger weiterzugeben.
Das ist eine interessante Enthüllung des Verständnisses von Rabbi Schmuel, der sagt, dass es keinen Unterschied zwischen der Welt vor dem Kommen des Maschiach und der Welt danach gibt, außer in der „Unterwerfung der Königreiche“. Das erste Königreich, das unterworfen wird, ist das Reich der Unreinheit.
2. Die Namen der zwölf Apostel aber sind diese: der erste Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, sein Bruder, und Jakobus, der ⟨Sohn⟩ des Zebedäus, und Johanan, sein Bruder,
3. Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der ⟨Sohn⟩ des Alphäus, und Thaddäus,
4. Simon, der Kananäus, und Judas, der Ischkariot, der ihn auch überlieferte.
Hier werden die Jünger zum ersten Mal mit dem Wort Bote (Apostel, hebräisch schaliach) bezeichnet. Es wurde angenommen, dass der Bote dem Absender wie sein eigener Körper gleicht. Unter den Weisen gab es einen Streit darüber, ob sich diese Ähnlichkeit in absolut allem manifestiert oder nur in dem, wozu die Person gesandt wurde. In diesem Fall ist Jeschuas Position zu diesem Streit klar: In allem, wo die Jünger seinen Willen tun, sind sie ihm ähnlich.
Die Namen der Jünger scheinen auf den ersten Blick griechisch zu sein, aber es ist kein einziger darunter, der nicht als hebräischer Name in anderen jüdischen Quellen vorkommt:
Simon, der Petrus – der Name Petros ist in der jüdischen Welt nicht völlig unbekannt. Den Namen Rabbi Jossi bar Petros findet man oft im Talmud und in Midraschim.
Andreas – dieser Name wird auch in jüdischen Quellen erwähnt. Der Jerusalemer Talmud und dem Midrasch Ruth erwähnt Rabbi Hanina bar Andreas
Jakobus, der ⟨Sohn⟩ des Zebedäus – Zavdi (Geschenk) ist ein häufiger Name in jüdischen Quellen.
Philippus – Rabbi Philip (Phlipi) bar Pruta wird im Jerusalemer Talmud im Traktat Megila erwähnt.
Bartholomäus – Wahrscheinlich Bar Talmi. Der Name Talmi ist bereits im Buch Jehoschua ben Nun bekannt, und Wortbildung in Form von bar und ben treffen wir wiederholt unter den Weisen: Ben Zuma, Bar Kapara usw. Der Name Bar Talmion kommt im Midrasch (z.B. Waijkra Raba 6) vor.
Thomas – aus dem aram. Theoma (Zwilling), offensichtlich ein Spitzname für den Apostel.
Matthäus – Matthai. Der Name Mattia ben Cheresch und Rabbi Elieser ben Mattia werden in der Mischna erwähnt. In einigen Versionen des Traktats Pirkej Awot wird Mischna 1:7 im Namen von Matthai aus Arbel wiedergegeben (die meisten Versionen sind im Namen von Natthai aus Arbel wiedergegeben).
Alphäus – offenbar der Sohn des Alphäus. Der Name Alphäus findet sich auch im babylonischen Talmud Taanit 24a.
Thaddäus – der Name Rabbi Jossi, Sohn von Tadaj, ist bekannt. Dieser Spitzname kann in diesem Fall stämmig, voll, mit Brüsten wie bei einer Frau bedeuten.
Kananäus – bedeutet offenbar Eiferer und weist auf Schimons Zugehörigkeit zur Partei der Zeloten hin.
Ischkariot – wahrscheinlich isch krajot, was auf eine Herkunft aus der Stadt Krajot hinweist. Im Hebron-Hochland sind Ruinen dieser Stadt erhalten – Khirbet al Krajot.
5. Diese zwölf sandte Jeschua aus, gebot ihnen und sprach: Begebt euch nicht auf die Straße der Heiden und betretet keine Stadt der Samariter;
Die Mischna im Traktat Avoda Zara befasst sich mit der Möglichkeit, eine heidnische Stadt zu betreten: „Eine Stadt, die Götzen außerhalb der Stadt hat, darf man betreten. Wenn sie sich außerhalb der Stadt befinden, darf man sie betreten. Eine Straße in der Nähe einer heidnischen Stadt, an der Götzen stehen, darf man betreten, wenn sie zu einem anderen Ort führt, aber wenn sie zur Stadt selbst führt, darf man sie nicht betreten“ (Avoda Zara 1:4).
Jeschua stellt strengere Anforderungen an die Jünger – sie dürfen auf keinen Fall den Weg der Heiden gehen und nicht einmal die samaritanische Stadt zu betreten, in der es keinen Götzendienst gibt. Der Grund für diesen Erlass Jeschuas ist der Bedarf an Arbeitern für die Ernte in Israel. Wovon Matthai im vorigen Kapitel gesprochen hat, wird durch Jeschuas eigene Worte im nächsten Vers bestätigt:
6. Geht aber vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel!
Die Sorge um Israel war nach Matthai der ursprüngliche Grund für die Sendung der Jünger.
7. Wenn ihr aber hingeht, predigt und sprecht: Das Reich der Himmel ist nahe gekommen.
Das heißt, die Zeit der Buße ist gekommen, die Möglichkeit, Gott zu erkennen. Der Midrasch Sifri sagt uns:
„Es heißt: „Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich“ (Bemidbar 6,26), und an einer anderen Stelle heißt es: „Er schaut die Gesichter nicht an“ (Dwarim 10,17). Wie passen diese beiden Bibelstellen zusammen? Vielleicht wendet Er sein Angesicht ihnen zu, wenn das Volk Israel Seinen Willen tut, und wendet sein Angesicht ab, wenn es gegen Seinen Willen verstößt. Anders ausgedrückt: Bevor das Urteil unterzeichnet wird, wendet Er Sein Angesicht ihnen zu; nachdem das Urteil unterzeichnet wurde, wendet Er sein Angesicht nicht mehr zu. An einer Stelle heißt es: „Du hörst das Gebet, zu Dir kommt alles Fleisch“ (Tehilim 65,3), und an einer anderen Stelle heißt es: „Du hast Dich in eine Wolke gehüllt, sodass kein Gebet hindurchdrang“ (Ejcha 3,44). Wie passen diese beiden Bibelstellen zusammen? – Vor der Unterzeichnung des Urteils wird das Gebet erhört; nach der Unterzeichnung des Urteils hat Er sich in eine Wolke gehüllt. Es heißt: „Sucht den HERRN, solange Er zu finden ist; ruft ihn an, während er nahe ist!“ (Jeschajah 55), und an einer anderen Stelle heißt es: „So wahr Ich lebe, spricht GOTT, der Herr, Ich will mich von euch nicht befragen lassen!“ (Jechezkel 20:3). Wie passen diese beiden Bibelstellen zusammen? Vor der Unterzeichnung des Urteils hört Er und antwortet, nach der Unterzeichnung des Urteils hört nicht und antwortet nicht“ (Psikta Bemidbar 42).
In einem anderen Midrasch heißt es, dass der Herr offenbart sein Angesicht und verbirgt sich für eine lange Zeit: „Der Heilige, Gesegnet sei Er, offenbart sich manchmal, manchmal verbirgt Er sich, manchmal zeigt Er sich, manchmal zeigt Er sich nicht, manchmal gibt Er Offenbarungen, manchmal schweigt Er“ (Psikta de Rav Kahana Nißpachim 7).
Jeschua sendet die Jünger aus, um eine Zeit der Umkehr zu verkünden, eine Zeit, in der der Allerhöchste nahe ist und sein Antlitz enthüllt ist, eine Zeit für Reue. Aber es ist den Zuhörern auch klar, dass es auch bedeutet, dass die Zeit des Gerichts, die Unterzeichnung des Urteils, näher rückt.
8. Heilt Kranke, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt!
Ein Lehrer konnte seine Schüler mit Fähigkeiten ausstatten, die er selbst besaß, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. In Waijkra Raba wird berichtet, dass Rabbi Jochanan ben Zakaj seinen Schüler (offenbar Schimon ben Halafta) schickte, der auf Bitten seines guten Freundes dessen sterbenden Sklaven heilte (Waijkra Raba 10).
Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt! – der Gedanke, dass es unmoralisch ist, mit dem Wissen der göttliche Weisheit Geld zu verdienen, ist in der Mischna und im Talmud weit verbreitet. So lesen wir im Traktat Pirkej Awot: „Setze dir nicht die Krone (eines Torahgelehrten) auf, um dich damit zu erhöhen, und (lass das Torahwissen) nicht eine Einnahmequelle für dich werden, wie eine Axt für einen Holzfäller“. Und so sagte Hillel: „Wer die Krone der Torah (zu ungebührlichen Zwecken) benutzt, wird zugrunde gehen.“ Daraus folgt, dass jeder, der die Worte der Torah zu seinem eigenen Nutzen benutzt, sich selbst des Lebens in der (zukünftigen) Welt beraubt“.
„Rabbi Tarfon bereute sein ganzes Leben lang, dass er einmal, als er von einem Räuber gefangen genommen wurde, rief: „Rabbi Tarfon, du bist verloren!“ Als der Räuber hörte, dass er ein großer Gelehrter sei, ließ er ihn gehen, und so geschah es, dass Tarfon die Torah für persönliche Zwecke benutzte. Und Rabbi Jochanan sagt in diesem Zusammenhang, dass jeder, der die Worte der Torah zu seinem Vorteil nutzt, beraubt sich des Lebens in der (zukünftigen) Welt“ (Nedarim 62b).
„Mache deine Torah kostenlos, man verlangt kein Geld für die Worte der Torah, denn der Heilige, Gesegnet sei Er, hat sie umsonst gegeben. Und wenn du für die Worte der Torah Geld verlangst, ist es, als würdest du die Welt zerstören! Und sage nicht: „Ich habe kein Geld“, denn alles Geld gehört Ihm. Wenn du aber Geld hast, dann mache es zu einem Almosen, solange der Reichtum noch in deinen Händen ist. Und so wirst du mit Geld diese Welt und die kommende Welt kaufen“ (Derech Erez 3:3).
9. Verschafft euch nicht Gold noch Silber noch Kupfer in eure Gürtel,
10. keine Tasche auf den Weg, noch zwei Unterkleider noch Sandalen noch einen Stab! Denn der Arbeiter ist seiner Nahrung wert.
Die Worte Jeschuas haben zwei Aspekte. Es gibt einen Midrasch, der besagt, dass, als Gott auf den Berg Sinai herabstieg, stiegen mit ihm 600.000 Engel herab, die Kronen und Gürtel für jeden Israeliten trugen. Und sie waren alle mit kostbaren Kleidern bekleidet (Midrasch Schir haSchirim Raba 4).
Andererseits galten Schuhe, Stab und Gürtel als „weltliche“ Kleidungsstücke, in denen es nicht angemessen war, in der göttlichen Gegenwart zu sein. In der Mischna heißt es: „Niemand soll den Tempelberg betreten mit einer Reisetasche oder einem Gürtel oder Sandalen oder einem Stab oder mit Staub an seinen Füßen“ (Brachot 9,5). Diese Kleidungsstücke sind unvereinbar mit dem Dienst, der den Arbeiter der Nahrung würdig macht. Wenn wir dieses Verständnis angesichts der gegebenen Macht, Aussätzige zu reinigen, akzeptieren, gibt Matthai in seiner Erzählung eine Anspielung auf den priesterlichen Dienst der Jünger Jeschuas.
11. Wenn ihr aber in eine Stadt oder in ein Dorf einkehrt, so forscht, wer darin würdig ist; und dort bleibt, bis ihr weggeht!
In der Welt der Weisen galt es als unethisch, das Haus zu wechseln, in dem man zu Gast ist. Selbst wenn sich die Einstellung zu einem Menschen geändert hat, sollte man nicht das Haus wechseln, um auf der Suche nach einer besseren Behandlung und mehr Ehre zu stehen.. Im Traktat Arachin erörtern die Weisen die Frage, wie lange man im selben Haus bleiben darf:
„Bis zu welcher Grenze wird ein Mensch sein Gästehaus nicht wechseln? Rav sagte: „Bis zu einer Tracht Prügel.“ Schmuel sagte: „Bis man ihm seine Sachen hinterherwirft“. Sie haben beide nicht darüber gestritten, dass, wenn man geschlagen wurde oder seine Sachen weggeworfen wurden, man die Unterkunft wechseln sollte. Sondern sie stritten über den Fall, wenn der Besitzer eines Hauses, in dem eine Person zu Gast ist, andere schlägt. Der eine meinte, wenn der Gast selbst nicht geschlagen werde, was sei dann der Schaden für ihn? Der andere meinte, warum sollte man die Schlägerei dulden? Wie es heißt: „Der Besitzer des Gasthofs verdirbt damit andere und verdirbt sich selbst“. Und wo steht in der Torah überhaupt, dass man nicht versuchen soll, den Ort der Unterkunft zu wechseln? Aus dem, was gesagt wird: „bis zu dem Ort, wo sein Zelt zuerst gestanden hatte“ (Bereschit 13:3) (Arachin 16b).
12. Wenn ihr aber in das Haus eintretet, so grüßt es [mit dem Friedensgruß]
Der traditionelle Gruß an die Bewohner eines Hauses ist die Bitte um Frieden (schaalat schalom). Der Zeremonie beim Betreten des Hauses eines Fremden und der Reihenfolge der Begrüßung wurde große Aufmerksamkeit gewidmet. Eine interessante Beschreibung ist im Traktat Derech Eretz enthalten:
„Niemand soll das Haus seines Nächsten unerwartet betreten. Und möge er die Etikette von Gott lernen, der am Eingang des Gartens stand und rief: „Adam, wo bist du?“ Die Geschichte von den vier Ältesten, die ihren inneren Angelegenheiten nachgingen. Sie hatten einen Freund namens Philosoph, und diese vier waren Rabban Gamliel, Rabbi Jehoschua, Rabbi Elieser ben Asarja und Rabbi Akiwa. Rabbi Jehoschua sagte zu Rabban Gamliel: „Willst du unseren Freund, den Philosophen, besuchen?“ Und dieser antwortete: „Nein“. Am nächsten Morgen fragte er erneut: „Möchtest du zu unserem Freund, dem Philosophen, gehen?“ Und er sagte: „Ja“. Rabbi Jehoschua ging hin und klopfte an die Tür. Und der Philosoph dachte: „Das ist nicht die Sitte eines gewöhnlichen Menschen, nur die Weisen tun das“. Also stand er auf, wusch sich Gesicht und Hände und öffnete erst dann die Tür. Und er sah die Weisen und Rabban Gamliel vor sich. Und er dachte: „Wenn ich sage: „Friede sei mit euch, ihr Weisen Israels“, werde ich Rabban Gamliel beleidigen, und wenn ich sage: „Friede sei mit dir, Rabban Gamliel“, werde ich die Weisen Israels beleidigen. Was hat er getan? Er sagte: „Friede sei mit euch, ihr Weisen Israels, angeführt von Rabban Gamliel“ (Derech Erez, Abschnitt „Ben Azai“ 3)
13. Und wenn nun das Haus würdig ist, so komme euer Friede darauf; wenn es aber nicht würdig ist, so wende sich euer Friede zu euch zurück.
„Jedes Mal, wenn die Weisen oder Jünger das Haus betreten, wird das Haus um ihretwillen gesegnet. So war es auch bei Jaakow, als er das Haus Labans betrat, und das Haus wurde um seinetwillen gesegnet, wie geschrieben steht: „Denn es war wenig, was du vor meiner Ankunft hattest; nun aber hat es sich gewaltig vermehrt, und der HERR hat dich gesegnet, seit ich hergekommen bin“ (Bereschit 30,30). Und auch als Josef in das Haus Potiphars kam, wurde sein Haus um Josefs willen gesegnet, wie geschrieben steht: „Und es geschah, seitdem er ihn über sein Haus bestellt hatte und über alles, was er besaß, da segnete der HERR das Haus des Ägypters um Josefs willen; und der Segen des HERRN war auf allem, was er hatte, im Haus und auf dem Feld“ (Bereschit 39,5). Und auch als die Lade Gottes im Haus von Obed-Edom war, wurde das Haus um ihretwillen gesegnet, wie geschrieben steht: „Und dem König David wurde berichtet: Der HERR hat das Haus Obed-Edoms und alles, was ihm ⟨gehört⟩, gesegnet wegen der Lade Gottes. Da ging David hin und holte die Lade Gottes mit Freuden aus dem Haus Obed-Edoms in die Stadt Davids herauf“. Wenn schon die Lade, in der nur zwei Tafeln waren, einen solchen Segen brachte, wieviel mehr die Weisen, die in das Haus gehen!“ (Awot de Rabbi Natan. Zweite Variante Kapitel 11).
Der Friede für dieses Haus ist eine der Formen des Segens im Namen Gottes, denn Schalom (Friede) ist einer Seiner Namen: „Groß ist der Friede, denn Gott selbst heißt Friede, wie geschrieben steht: „Gideon errichtete an jener Stelle einen Altar für den HERRN und nannte ihn: Der HERR ist Schalom (Friede)“ (Schoftim 6,24). Groß ist der Friede, denn im Segen des Friedens sind alle Segnungen enthalten, wie es heißt: „Der Herr wird seinem Volk Kraft geben, der Herr wird sein Volk mit Frieden segnen“ (Tehilim 29:11) (Waijkra Raba 9).
In diesen Worten Jeschuas zieht er eine Parallele zwischen der Bestimmung der Jünger und ihren priesterlichen Auftrag: „Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden! So sollen sie Meinen Namen auf die Kinder Israels legen, und Ich werde sie segnen“ (Bemidbar 6,26-27).
Im Lichte der Worte Jeschuas kann man verstehen, dass die Segnung mit dem Frieden, als Auferlegung des Namens Gottes auf die Bewohner des Hauses, mit einer priesterlichen Segnung vergleichbar ist. Beim Segnen werden die Jünger selbst gesegnet, so wie Priester gesegnet werden:
„Ein Priester, der segnet, wird gesegnet, und wer nicht segnet, wird nicht gesegnet, so wie es geschrieben steht: Ich werde segnen, die dich segnen“ (Bereschit 12,3).
Das heißt, der Segen der Jünger wird auf ihnen selbst ruhen.
14. Und wenn jemand euch nicht aufnehmen noch eure Worte hören wird – geht hinaus aus jenem Haus oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen!
Und wenn jemand euch nicht aufnehmen noch eure Worte hören wird – die Annahme der Worte der Jünger wurde als Annahme von Gott selbst verstanden, als Festhalten an Ihm:
„Wie kann man sich an Gott klammern? Kein Mensch kann zum Himmel hinaufsteigen und sich am Feuer festhalten; denn es steht geschrieben: „Der Herr, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer“ (Dwarim 4:24). Wenn du aber die Weisen und Jünger annimmst und an ihnen festhältst, so ist das gleichbedeutend mit dem Festhalten an Gott“ (Sifri Dwarim 49).
Dementsprechend wird die Ablehnung der Jünger und ihrer Worte mit der Verleugnung des Höchsten verglichen, und der Verleugner selbst wird mit einem Götzendiener gleichgesetzt, deshalb sagt Jeschua weiter:
Geht hinaus aus jenem Haus oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen! – der Staub des Götzendienstes erforderte eine Reinigung. So sagt die Mischna:
„Wegen sechs Zweifeln verbrennt man die Truma, die von außerhalb des Landes Israel gebracht wird: aus Furcht, dass es Überreste enthält, aus Furcht, dass es Staub von Götzendienststätten enthält, aus Furcht, dass es Teile von Kleidung des Götzendienstes enthält, aus Furcht, dass es Teile von Gefäßen mit menschlichem Ausfluss oder Urin enthält“ (Taarot 4:5).
Die Mischna im Traktat Oalim (2:3) sagt, dass der Staub des heidnischen Landes macht den Menschen unrein.
Jeschua sagt den Jüngern, dass die Stadt, die sie nicht aufgenommen hat, mit dem Land der Götzendiener gleichzusetzen ist, und wenn man sie verlässt, muss man sich reinigen.
15. Wahrlich, ich sage euch, es wird dem Land von Sodom und Gomorra erträglicher ergehen am Tag des Gerichts als jener Stadt.
Nach der Mischna werden die Bewohner von Sodom und Gomorra vor Gericht stehen, aber unter denen, deren Strafe eine der härtesten sein wird (Sanhedrin 10:4).
16. Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe; so seid nun klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben.
Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfen – „Adrian sagte zu Rabbi Jeschua: „So stark wie ein Schaf ist, das siebzig Wölfen widersteht, so ist Israel unter den siebzig Nationen“. Rabbi Jehoschua antwortete ihm: „Wie groß ist der Hirte, der ein Schaf unter siebzig Wölfen führen kann“ (Midrasch Tanhuma, „Toldot“ 5).
„David sagte zum Allmächtigen: „So wie es für ein Schaf schwierig ist, siebzig Wölfen zu widerstehen, so ist es für Israel schwierig, unter siebzig Nationen zu sein, wenn Du sie nicht stündlich aus jeder Not gerettet hättest.“ (Psikta Rabati 9 Leminazeach)
Seid klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben – Diese Bilder werden verwendet, um Israels Beziehung zu Gott und Israels Beziehung zu den Götzendienern zu beschreiben:
„Meine Taube in den Schlupfwinkeln der Felsen“ (Schir haSchirim 2,14). Warum sagt er „meine Taube“? Rabbi Jochanan sagte: „Ephraim wurde so einfach wie eine Taube ohne Herz“ (d.h. ohne die Fähigkeit zu denken). Gott sagte: „Sie sind bei Mir wie eine einfache Taube; alles, was Ich zu ihnen rede, das tun sie, und sie hören Meine Worte; aber mit den Götzendienern sind sie wie wilde Tiere, wie gesagt ist: „Juda ist ein junger Löwe“, „Dan wird eine Schlange am Weg sein, eine Otter auf dem Pfad“. So standhaft sind sie in ihrem Widerstand gegen die Heiden. Wenn sie sie zwingen, den Schabbat oder die Beschneidung aufzugeben, widerstehen sie ihnen mit Standhaftigkeit“ (Schemot Raba 21).
Jeschua ruft die Jünger dazu auf, bereit zu sein, die Einfachheit der Taube bei der Einhaltung der Gebote und der Befolgung der Offenbarung sowie die Weisheit der Schlange bei der Konfrontation mit den Feinden der Lehre zu demonstrieren.
17. Hütet euch aber vor den Menschen! Denn sie werden euch an Gerichte überliefern und in ihren Synagogen euch geißeln;
18. und auch vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen und den Nationen zum Zeugnis.
Es gibt viele Vorhersagen in den Midraschim, dass Torahträger vor der Offenbarung des Maschiach verfolgt werden.
„Rejsch Lakisch sagte: „In der Generation, in der Maschiach kommt, wird der Gerichtshof zur Höhle verwandelt, die Galiläer werden von Stadt zu Stadt wandern, die Weisheit der Schriftgelehrten wird stinkend werden, die Frommen und Gottesfürchtigen werden untergehen und die Wahrheit wird nicht mehr sein“. Woher weiß man, dass die Wahrheit fehlt? Wie es heißt: „So geschieht es, dass die Wahrheit fehlt, und wer sich vom Bösen fernhält, wird für einen Wahnsinnigen gehalten“ (Jeschajah 59:15). Und das Gesicht der Generation ist wie das Gesicht eines Hundes. Wohin verschwindet die Wahrheit? Die Träger der Wahrheit werden sich in der Wüste versammeln… Und die Alten werden vor die jungen Männer vor Gericht gestellt, wie es geschrieben steht: „Denn ein Sohn entehrt seinen Vater, eine Tochter lehnt sich gegen ihre Mutter auf, eine Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter – und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein“ (Schir haSchirim Raba 2).
19. Wenn sie euch aber überliefern, so seid nicht besorgt, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt.
20. Denn nicht ihr seid die Redenden, sondern der Geist eures Vaters, der in euch redet.
In der Zeit der Bedrängnis, die mit der Offenbarung des Maschiach einhergehen sollte, erwartete man, dass sein Geist auf seine Gläubigen ausgegossen würde, wie es Joel verheißen hatte. Und der Geist der Weissagung, der in ihnen sprechen wird, wird ihnen helfen, der Verfolgung zu widerstehen (Sefer Minchagim 13a).
21. Es wird aber der Bruder den Bruder zum Tode überliefern und der Vater das Kind; und Kinder werden sich erheben gegen die Eltern und sie zu Tode bringen.
Es ist auch eines der bekannten Zeichen, die die Zeit des Maschiach begleiten, wie es die Kommentatoren von Micha 7:6 verstehen.
22. Und ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.
Ein ähnliches Motiv finden wir in den Apokryphen von Esra:
„Und es wird geschehen zu jener Zeit, dass Freunde sich gegen Freunde als Feinde bewaffnen werden, und die Erde wird erschrecken mit denen, die darauf wohnen, und die Quellen werden aufhören zu sprudeln und das für ganze drei Stunden. Wer nach all dem, was ich euch vorausgesagt habe, am Leben bleibt, der wird gerettet werden und mein Heil und das Ende eures Zeitalters sehen“ (3 Esra 6:24-25).
23. Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so flieht in die andere! Denn wahrlich, ich sage euch, ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird.
Durch alle Städte Israels gehen. Und die Verbannung aus den Städten sollte vielleicht als Ankündigung des Kommens des Maschiach verstanden werden. Je nachdem, wie die Jünger in den Städten aufgenommen werden, wird der Maschiach selbst offenbart werden. Wenn die Jünger aus allen Städten Israels vertrieben werden, ist das vergleichbar mit einem Gefangenen, der vor seiner Hinrichtung in Schande durch alle Städte geführt wird. Dann bedeutet das Kommen des Menschensohns, dass die Nachricht von der Hinrichtung des Maschiach in diese Städte kommt. Ebenso wurde eine Person in Vorbereitung auf eine öffentliche Hinrichtung durch alle Städte Israels vorgeführt. Das war zum Beispiel bei Jojakim, dem König von Juda, der an Nebukadnezar ausgeliefert worden war, der Fall. Er wurde demonstrativ durch alle Städte Israels transportiert. Indem Jeschua seine Jünger aussendet, bereitet er sie darauf vor, sich wie ihr Meister in allen Städten Israels einer Geißelung zu unterziehen, als Vorbereitung auf die demonstrative Hinrichtung seiner selbst. Und dazu schreibt er folgende Worte:
24. Ein Jünger ist nicht über dem Lehrer und ein Sklave nicht über seinem Herrn.
25. Der Jünger muss sich damit begnügen, dass es ihm geht wie seinem Meister, und der Sklave, dass es ihm geht wie seinem Herrn. Wenn man schon den Herrn des Hauses Beelzebul nennt, dann erst recht seine Hausgenossen.
Es genügt… dem Sklaven, dass es ihm geht wie seinem Herrn – ein gängiges Sprichwort in rabbinischen Quellen. Alles, was ein Sklave tut, muss er im Namen seines Meisters tun. Sklaven sollten sich nicht in den Vordergrund stellen und ihren Herrn in den Hintergrund drängen. Jede Beleidigung, die sie hinnehmen, ist eine Beleidigung für ihren Herrn, und jede Verherrlichung, die sie hinnehmen, ist eine Verherrlichung ihres Herrn.
26. Fürchtet euch nun nicht vor ihnen! Denn es ist nichts verdeckt, was nicht aufgedeckt, und nichts verborgen, was nicht erkannt werden wird.
27. Was ich euch sage in der Finsternis, redet im Licht, und was ihr ins Ohr ⟨geflüstert⟩ hört, ruft aus auf den Dächern!
Nach der Tradition sollte das, was im Flüsterton gehört wurde, auch im Flüsterton weitergegeben werden:
„Rabbi Hoschea fragte Rabi Jodan: „Warum übermittelst du dieses Gesetz im Flüsterton?“ Er antwortete ihm: „So wie ich es im Flüsterton gehört habe, gebe ich es im Flüsterton weiter“ (Jeruschalmi, Beitzah 61).
Dieser oder jener Lehrer mag die Macht gegeben haben, die Lehren zu offenbaren:
„Rabbi Schimon ben Jozadak fragte Rabbi Schmuel bar Nachman: „Ich habe gehört, dass du stark in der Haggada bist. Woher kommt ihr Licht?“ Er antwortete: „Gott hüllt sich in sie wie in einen Mantel“. R. Schimon sagte zu ihm: „In der Schrift heißt es direkt: „Er ist in Licht gehüllt wie in einen Mantel, Er hat die Himmel wie einen Schleier ausgebreitet“ (Tihilim 104). Warum sprichst du dann im Flüsterton davon?“ Antwort: „Wenn Rabbi Jitzchak sein Licht nicht öffentlich offenbart hätte, hätte man es gar nicht weitergeben können“ (Bereschit Raba 3).
Als Jeschua die Jünger aussendet, sagt er ihnen, dass sie keine Angst haben sollen, die Geheimnisse der Lehre zu enthüllen. Diese Zäune gibt es nicht. Alle Geheimnisse der Torah müssen offenbart werden, und es gibt keinen Grund, sich vor den Zuhörern zu fürchten.
28. Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als ⟨auch⟩ Leib zu verderben vermag in der Hölle!
So wie man sich nicht um die Zuhörer fürchten muss, so braucht man auch nicht um sein eigenes Leben zu fürchten.
29. Werden nicht zwei Sperlinge für eine Münze verkauft? Und nicht einer von ihnen wird auf die Erde fallen ohne euren Vater.
Der Vergleich mit einem Vogel, der eine Münze kostet, wird auch in der Mischna verwendet. Es ist verboten, die Mutter mitsamt ihren Küken aus dem Nest zu nehmen, auch um einen Aussätzigen zu reinigen. Die Mischna bringt einen Vergleich: Wenn die Torah im Verhältnis zu einem kleinen Verlust, der Vogelmutter, deren Preis eine Münze beträgt, demjenigen Langlebigkeit verspricht, der sie vertreibt, ohne sie zu nehmen, wie viel größer sind dann die Gebote, die große Anstrengungen erfordern“.
30. Bei euch aber sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt.
31. Fürchtet euch nun nicht! Ihr seid wertvoller als viele Sperlinge.
32. Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist.
33. Wer aber mich vor den Menschen verleugnen wird, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist.
Indem Jeschua die Jünger aussendet, ihn zu bekennen, indem er sie bereit macht, die Strafe für ihn auf sich zu nehmen, spricht er über die Belohnung: Wenn die Jünger wie ihr Lehrer sind, bekennt Jeschua sie als Teil seiner Gemeinde vor dem himmlischen Vater.
34. Meint nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
35. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter;
36. und des Menschen Feinde ⟨werden⟩ seine eigenen Hausgenossen ⟨sein⟩.
37. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig;
38. und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.
39. Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.
Der Maschiach wird in den jüdischen Quellen immer wieder als Versöhner und Friedensstifter bezeichnet. Aber Jeschuas Aufgabe ist es, die Menschen mit Gott zu versöhnen. Er hat nicht den Frieden auf die Erde gebracht. Im Gegenteil, der Prozess der Versöhnung mit Gott wird schmerzhaft sein, wenn die Liebe und Zuneigung zu etwas Irdischem größer ist als zum himmlischen Vater. Dann verhindert dies die Versöhnung und macht den Menschen des Friedens unwürdig.
Wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig – hier taucht wieder die Parallele zu Abraham auf. Als Abraham das Holz für das Brandopfer auf Jitzchak legt, vergleicht der Midrasch Jitzchak mit einem Mann, der sein Kreuz auf der Schulter träg.
40. Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.
41. Wer einen Propheten aufnimmt in eines Propheten Namen, wird eines Propheten Lohn empfangen; und wer einen Gerechten aufnimmt in eines Gerechten Namen, wird eines Gerechten Lohn empfangen.
42. Und wenn jemand einem dieser Geringen nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt in eines Jüngers Namen, wahrlich, ich sage euch, er wird seinen Lohn gewiss nicht verlieren.
Der Empfang von Gästen ist eines der sechs Dinge, die ein Mensch in diesem Leben tut und deren Früchte erst im kommenden Leben isst. Es ist größer als der Empfang der Schechinah (Gegenwart Gottes). Jeschua schließt mit den Worten, dass die Menschen, die die Jünger aufnehmen und ihnen dienen, eine zusätzliche Belohnung erhalten werden. Wer also einen Weisen aufnimmt, wird belohnt wie ein Schüler eines Weisen.