KAPITEL 20

1. Denn mit dem Reich der Himmel ist es wie mit einem Hausherrn, der ganz frühmorgens hinausging, um Arbeiter in seinen Weinberg einzustellen.

2. Nachdem er aber mit den Arbeitern um einen Denar den Tag übereingekommen war, sandte er sie in seinen Weinberg.

3. Und als er um die dritte Stunde ausging, sah er andere auf dem Markt müßig stehen;

4. und zu diesen sprach er: Geht auch ihr hin in den Weinberg! Und was recht ist, werde ich euch geben.

5. Sie aber gingen hin. Wieder aber ging er hinaus um die sechste und neunte Stunde und machte es ebenso.

6. Als er aber um die elfte Stunde hinausging, fand er andere stehen und spricht zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag müßig?

7. Sie sagen zu ihm: Weil niemand uns eingestellt hat. Er spricht zu ihnen: Geht auch ihr hin in den Weinberg!

8. Als es aber Abend geworden war, spricht der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Rufe die Arbeiter und zahle ihnen den Lohn, angefangen von den letzten bis zu den ersten!

9. Und als die um die elfte Stunde Eingestellten kamen, empfingen sie je einen Denar.

10. Als aber die Ersten kamen, meinten sie, dass sie mehr empfangen würden; und auch sie empfingen je einen Denar.

11. Als sie den aber empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn

12. und sprachen: Diese Letzten haben eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgemacht, die wir die Last des Tages und die Hitze getragen haben.

13. Er aber antwortete und sprach zu einem von ihnen: Freund, ich tue dir nicht unrecht. Bist du nicht um einen Denar mit mir übereingekommen?

14. Nimm das Deine und geh hin! Ich will aber diesem Letzten geben wie auch dir.

15. Ist es mir nicht erlaubt, mit dem Meinen zu tun, was ich will? Oder blickt dein Auge böse, weil ich gütig bin?

Diesem Gleichnis liegt eine alltägliche Situation zugrunde – die Anstellung von Arbeitern. In der Regel wurden die Arbeiter bei Sonnenaufgang eingestellt und beendeten ihre Arbeit mit dem Erscheinen der Sterne. Zu dieser Zeit war auch die Bezahlung fällig. Der lichte Tag wurde in zwölf gleiche Teile unterteilt, ebenso wie die Nacht. So waren die Tagesstunden im Sommer länger, im Winter umgekehrt. Der Tradition zufolge hatte der Arbeitgeber nicht in allen Dingen das Recht, die Arbeitsbedingungen zu bestimmen, sondern musste sich auf die örtlichen Gesetze stützen:

„Wer Arbeiter einstellt und ihnen sagt, dass sie früher anfangen oder länger bleiben sollen an Orten, an denen es nicht üblich ist, früh aufzustehen oder länger zu bleiben, hat nicht das Recht, sie dazu zu zwingen. Wo es üblich ist, sie zu ernähren, muss er sie ernähren; wo es üblich ist, ihnen Süßigkeiten zu geben, gibt er ihnen Süßigkeiten. Alles entsprechend der örtlichen Gepflogenheiten. Eine Geschichte ereignete sich mit Rabbi Jochanan ben Matthai, der seinen Sohn schickte, um Arbeiter für ihn einzustellen. Der Sohn ging hin, stellte die Arbeiter ein und vereinbarte, sie zu ernähren. Er kam zurück und erzählte es seinem Vater. Der sagte zu ihm: „Mein Sohn, auch wenn du ihnen ein königliches Mahl bereitest, wird das nicht als Erfüllung der Verpflichtungen angesehen (es wird nicht als würdige Ernährung angesehen), denn sie sind von den Söhnen Abrahams, Itzhaks und Jaakows. Aber geh zu ihnen und vereinbare mit ihnen, bevor sie mit der Arbeit beginnen, sag ihnen: „Nur unter der Bedingung, dass ich euch nur Brot und Bohnen gebe und ihr keine Ansprüche gegen mich habt“. Rabbi Schimon ben Gamliel sagte: „Das hättest du nicht sagen müssen, denn es ist die Tradition des Ortes“ (Mischna Bawa Mezia 7:1).

Dazu sagt die Gemara (Bawa Mezia 83a): „Ist es nicht klar (dass der Arbeitgeber nicht verlangen kann, was nicht der örtlichen Gepflogenheit entspricht)? Die Frage ist, ob der Arbeitgeber dafür einen höheren Lohn zahlt. In diesem Fall kann man argumentieren, dass er zu ihnen sagen könnte: „Der Grund, warum ich euch einen höheren Lohn zahle, ist, dass ihr früh am Morgen und spät am Abend arbeitet“. Das Gesetz sagt uns, dass die Arbeiter antworten können: „Du zahlst uns mehr für bessere Arbeit (und nicht für längere Arbeitszeiten)“.

Der Denar (dasselbe wie die Drachme) ist der allgemein übliche Tageslohn für Anfänger. So heißt es im Buch Towit: „Er sagte: „Ich bin Asarja, aus dem Geschlecht des großen Hananja, von deinen Brüdern“. Da sagte Towit zu ihm: „Bruder, geh in Frieden und sei nicht zornig auf mich, dass ich nach deinem Stamm und deiner Familie gefragt habe. Du bist mein Bruder, aus einem ehrlichen und guten Geschlecht. Ich kannte Hananja und Jonatan, die Söhne des großen Schemaja; wir gingen zusammen nach Jerusalem, um anzubeten mit den Erstgeborenen und den Zehnten der Früchte des Landes, denn wir ließen uns nicht vom Irrtum unserer Brüder hinreißen. Du, Bruder, stammst von guter Wurzel! Aber sage mir, welchen Lohn ich dir geben soll? Ich werde dir eine Drachme pro Tag geben und alles Notwendige für dich und meinen Sohn, und ich werde dir noch etwas zu diesem Lohn hinzufügen, wenn ihr wohlbehalten zurückkehrt“ (Towit 5).

Im Midrasch Rabba gibt es eine Erzählung, wie die Völker der Welt zu Alexander dem Großen kamen, um mit dem Volk Israel zu streiten: „Die Ägypter sagten: „Auf der Grundlage ihrer eigenen Torah haben wir einen Anspruch gegen sie. Sechshunderttausend Menschen verließen uns mit Eseln, die mit Gold beladen waren. Wie es heißt: „Und sie plünderten Ägypten“ (Schemot 12:36). Sie sollen uns unser Gold und Silber zurückgeben“. Gawia ben Kosem antwortete auf ihre Klage: „Mein Herr und König, sechshunderttausend Menschen arbeiteten für sie 210 Jahre lang, steht ihnen nicht ein Denar pro Tag zu?“ Die Philosophen setzten sich hin, um die Summe zu berechnen, die Israel zustehen würde, und bevor sie hundert Jahre erreicht hatten, wurde klar, dass Ägypten durch eine solche Zahlung ruiniert würde“ (Bereschit Rabba 61:7).

Die Menschen auf dem Markt, die darauf warten, eingestellt zu werden, sind ebenfalls Teil der üblichen Situation: „Alle Menschen arbeiten, und er arbeitet nicht. Das mag als Überheblichkeit erscheinen. Alles hängt von der Ursache seiner Untätigkeit ab. Aber nur, wenn man nicht weiß, dass es daran liegt, dass er keine Arbeit hat. Selbst wenn die Ernte und die Arbeit reichlich sind, geh hinaus und schau, wie viele Untätige auf dem Markt sind“ (Brachot 17b). Interessant ist, dass auch der Hausherr im Gleichnis von Jeschua den Grund für die Untätigkeit der Arbeiter untersucht und erst nachdem er festgestellt hat, dass sie nicht beschäftigt sind, weil es keine Arbeit für sie gibt, stellt er sie ein.

Diese Letzten haben eine Stunde gearbeitet – das kann als Hinweis auf den Tod in der Heiligung des Namens Gottes verstanden werden. Dieses Thema ist in der jüdischen Literatur weit verbreitet:

„Es gab einen Herrscher namens Antoninus, der die Juden hasste. Eines Tages versammelte er seine Adligen und fragte sie: „Was wird ein Mensch tun, der ein fauliges Geschwür am Bein hat? Wird er das Bein abschneiden oder wird er leben und leiden?“ Und alle Adligen antworteten ihm: „Er wird es abschneiden“. Er aber spielte auf die Juden an und wollte sie vernichten. Aber unter den Adligen war einer namens Ktija bar Schalom. Er sagte: „Töte sie nicht aus zwei Gründen: Erstens wirst du nicht in der Lage sein, das gesamte Volk Israel zu vernichten, denn wie die Welt nicht ohne Winde bestehen kann, kann sie nicht ohne die Kinder Israels bestehen. Zweitens, wenn du das tust, wird dein Königreich als unvollständig bezeichnet werden, als eines, das nicht in der Lage war, die Juden zu regieren“. Antoninus antwortete: „Das hast du gut gesagt. Es soll nach deinem Willen geschehen. Aber wir haben ein Gesetz, dass derjenige, der die Aussage des Königs bestreitet und ihn im Streit besiegt, mit dem Tod bestraft wird. Daher ist deine Strafe: Du wirst in einem Haus eingemauert“. Und als er in den Tod geführt wurde, sagte eine Dame zu ihm: „Wehe dir, dass du für die Juden stirbst, aber das musst du nicht. Beschneide dich selbst, damit du einen Anteil mit ihnen hast“. Er beschnitt sich selbst. Er vermachte all seinen Besitz Rabbi Akiwa und seinen Schülern. Rabbi Akiwa lehrte: „Und es soll Aharon und seinen Söhnen als ewiger Anteil gehören (Schemot 29:28), die Hälfte für Aharon, die Hälfte für die Söhne“ (er teilte den Besitz: die Hälfte für sich selbst, die Hälfte für die Schüler). Rabbi (Jehuda Hanassi) sagte darüber: „Es kommt vor, dass ein Mensch das ewige Leben in ein paar Jahre erlangt, und es kommt vor, in eine Stunde“ (Avoda Zara 10b).

„…danach richteten sie Rabbi Chanina ben Tradion hin, von dem bekannt war, dass er Gott wohlgefällig war und nie schlecht über seine Mitmenschen sprach. Als der Kaiser das Studium der Torah verbot, begann er, zahlreiche Versammlungen abzuhalten und die Torah zu lehren. Der Kaiser befahl, ihn in eine Torah Rolle zu wickeln und zu verbrennen. Der Henker nahm ihn, wickelte ihn in eine Torah Rolle und zündete es an. Auf seine Brust legte er Stücke nasser Watte, damit er nicht bald sterben würde. Seine Schüler fragten ihn: „Rabbi, was siehst du?“ Er antwortete: “Ich sehe, die Blätter verbrennen und die feurigen Buchstaben schweben in die Höhe“, – er weinte und sagte: „Wenn ich nur brennen würde, wäre es nicht schwer für mich. Jetzt aber verbrenne ich zusammen mit dem Buch der Torah“. Der Henker fragte ihn: „Wenn ich die Watte von deiner Brust entferne, damit du schnell sterben kannst, versprichst du mir dann das ewige Leben?“ Er sagte zu ihm: „Ja“. Er sagte: „Schwöre es“. Und er schwor. Dann entfernte der Henker die Watte von seiner Brust. Und Rabbi Chanina starb. Der Henker selbst sprang auch ins Feuer und verbrannte. Eine Stimme ertönte von oben: „Rabbi Chanina und sein Henker sind zum ewigen Leben eingeladen“. Als Rabi davon erfuhr, weinte er und sagte: „Es kommt vor, dass ein Mensch das ewige Leben in ein paar Jahre erlangt, und es kommt vor, in einer Stunde, wie dieser Henker“ (Ozar haMidraschim, Haseret Harugej HaMalchut).

„Es erging der Befehl, Rabbi Schimon ben Gamliel hinzurichten. Aber einer der Herrscher kam heimlich zu ihm an seinen Zufluchtsort. Er sagte zu ihm: „Wenn ich dich vor dem Tod rette, versprichst du mir dann das ewige Leben?“ Er antwortete: „Ja. Es kommt vor, dass ein Mensch in vielen Jahren ewiges Leben erlangt, und es kommt vor, er erlangt es in einer Stunde“. „Willst du, dass ich dich rette?“ – „Ja“. Sofort stieg dieser Herrscher auf das Dach des Hauses, stürzte sich hinunter und starb. Die Lehrer sagen, dass sie (die Römer) den Brauch hatten, die Todesurteile aufzuheben, wenn einer der Herrscher stirbt. So rettete dieser Herrscher Rabbi Schimon. Sofort ertönte eine Stimme vom Himmel und sagte: „Dieser Herrscher ist zum ewigen Leben geladen“.

In den Midraschim gibt es ein Gleichnis mit einer sehr ähnlichen Handlung:

Und Ich werde Mich zu euch wenden“ (Waijkra 26:9). Ein Gleichnis von einem König, der viele Arbeiter einstellte. Und unter ihnen war einer, der von Anfang an bei ihm war. Als die Zeit kam zu bezahlen, sagte er zu ihm: „Mein Sohn, warte, bis ich die anderen bezahlt habe, dann will ich mich dir zuwenden, denn sie sind erst seit kurzem bei mir, und ich brauche nicht viel zu rechnen, um mit ihnen abzurechnen, ihr Lohn ist nicht groß. Mit dir aber werde ich lange abrechnen müssen und deshalb warte, bis ich frei bin“. So gibt der Höchste in dieser Welt den Heiden sofortige Belohnung, weil ihr Lohn nicht groß ist. Zu Israel aber sagt er: „Warte, bis Ich Mich dir zuwende, groß ist dein Lohn in der kommenden Welt“ (Sifra Bechukotai 1).

Obwohl es auf den ersten Blick scheinen mag, dass sowohl im Gleichnis von Jeschua als auch bei den Tanaim ein diametral entgegengesetzter Ansatz zu sehen ist, gibt es in Wirklichkeit keinen so offensichtlichen Widerspruch. Bei Jeschua geht es überhaupt nicht um Belohnung in der irdischen Welt, sondern nur um die kommende Welt. Jeschua sagt, dass derjenige, der die zukünftige Welt in einer Stunde gekauft hat, dieselbe Welt erhalten hat wie derjenige, der sie in mehreren Jahren gekauft hat. Das ist der Hauptpunkt des Gleichnisses von Jeschua – in der kommenden Welt gibt es für alle den gleichen Lohn.

16. So werden die Letzten Erste und die Ersten Letzte sein; denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.

17. Und als Jeschua nach Jerusalem hinaufging, nahm er die zwölf Jünger allein zu sich und sprach auf dem Weg zu ihnen:

18. Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird den Hohen Priestern und Schriftgelehrten überliefert werden, und sie werden ihn zum Tode verurteilen;

19. und sie werden ihn den Nationen überliefern, um ihn zu verspotten und zu geißeln und zu kreuzigen; und am dritten Tag wird er auferweckt werden.

In der jüdischen Tradition gibt es mehrere Texte, die auf das Leiden und die Schmach des Maschiach hinweisen.

„In der zukünftigen Generation werden die Vorväter zum Maschiach sagen: „Ephraim, Maschiach unserer Gerechtigkeit, obwohl wir deine Väter sind, bist du größer als wir, denn du hast für die Sünde unserer Kinder gelitten und Leiden ertragen, wie sie weder die Ersten noch die Letzten erlebt haben. Du wurdest von den Heiden gepeinigt und ertrugst ihren Spott um Israels willen, du saßest in Finsternis und Dunkelheit, und deine Augen sahen kein Licht. Deine Haut ist auf deinen Knochen vertrocknet, und dein Leib wurde hart wie Holz, deine Augen wurden trübe vom Fasten, und dein Fleisch ist wie eine Tonscherbe. Und all das hast du für die Sünden unserer Kinder gelitten. Und um ihretwillen bist du ins Gefängnis gegangen, damit alle das genießen, womit der Höchste Israel segnet. Dafür hast du sogar im Gefängnis gelitten“. Er antwortete ihnen: „Väter der Welt, alles, was ich getan habe, habe ich um euretwillen und zu eurer Ehre getan, für eure Nachkommen, damit sie den Segen genießen, mit dem der Höchste Israel gesegnet hat“. Sie sagten zu ihm: „Ephraim, du Gerechter, möge dein Geist Frieden haben, wie du deinen Schöpfer und uns Frieden gegeben hast.“. Rabbi Schimon ben Pasi sagte: „In jener Stunde erhebt der Höchste den Maschiach bis zum Himmel und bekleidet ihn mit dem Glanz Seiner Herrlichkeit. Er erhebt ihn über die Völker der Welt und über die bösen Perser und sagt zu ihm: „Ephraim, Mein gerechter Maschiach, richte diese Völker nach deinem Willen, denn wenn nicht deine Gnade wäre, wären sie schon aus dieser Welt verschwunden. Wie es heißt: „Ist Mir Ephraim ein teurer Sohn? Ist er Mein Lieblingskind? Denn sooft Ich auch von ihm rede, muss Ich immer wieder an ihn denken. Darum schlägt Mein Herz für ihn; Gnädig will Ich Mich seiner erbarmen, spricht der HERR“ (Jermijahu 31:19).

Warum steht zweimal „Gnädig erbarmen“? Gnädig – die Barmherzigkeit, als er im Gefängnis war und die Heiden jeden Tag mit den Zähnen knirschten, sich gegenseitig anschauten und mit den Köpfen nickten (sich verschwörend, ihn zu vernichten), wie geschrieben steht (Tehilim 22,8): „Alle, die mich sehen, spotten über mich, sie reißen den Mund auf, schütteln den Kopf“ und ebenda (22,13-14): „Viele Stiere haben mich umgeben, starke Stiere von Baschan haben mich umringt. Sie sperren ihr Maul gegen mich auf wie ein reißender, brüllender Löwe“. Sie brüllen ihn an wie Löwen und wollen ihn verschlingen, wie geschrieben steht: „Alle unsere Feinde sperren ihr Maul gegen uns auf. Grauen und Grube sind über uns gekommen, Verwüstung und Zerstörung“ (Ejcha 3,46-47).

Erbarmen – das ist, wenn er aus dem Gefängnis kommt und sieht, dass sich gegen ihn die Heere nicht eines Königs und nicht zweier Könige versammelt haben, sondern von hundertvierzig Königen. Aber der Höchste spricht zu ihm: „Ephraim, gerechter Maschiach, fürchte dich nicht vor ihnen, denn vom Hauch deiner Lippen werden sie sterben, wie gesagt ist: „Er wird den Gottlosen mit dem Hauch seiner Lippen töten“ (Jeschajah 11,4). Der Höchste errichtet für den Maschiach sieben Baldachine, geschmückt mit Edelsteinen und Perlen. Unter jedem Baldachin kommen vier Ströme hervor: Wein, Honig, Milch und Öl. Der Höchste umarmt ihn vor dem Angesicht aller Gerechten und führt ihn unter den Baldachin. Und alle Gerechten und Frommen und alle Krieger der Torah sehen es. Und der Höchste spricht zu ihnen: „Ephraim, der gerechte Maschiach, hat noch nicht einmal die Hälfte der Leiden erduldet. Ich habe noch eine Prüfung für ihn, die bisher noch nie gesehen wurde, wie gesagt ist: „Seit Urzeiten hat man nicht gehört, die Ohren nicht vernommen; kein Auge hat einen Gott gesehen außer Dir, der an dem handelt, der auf ihn harrt“ (Jeschajah 64,3). Er ruft den Nordwind und den Südwind herbei und spricht: „Kommt, weht vor Ephraim. Er soll sich am Duft des Gartens Eden erfreuen, wie gesagt ist: „Wach auf, Nordwind, und komm, Südwind! Lass duften meinen Garten, lass strömen seine Balsamöle! Mein Geliebter komme in seinen Garten und esse seine köstlichen Früchte!“ (Schir haSchirim 4, 16). Und über all das ist gesagt: „Dann wird die Jungfrau sich freuen im Tanz, junge Männer und Alte miteinander. Ich werde ihre Trauer in Freude verwandeln und sie trösten und sie erfreuen nach ihrem Kummer“ (Jermijahu 31,13) (Psikta Rabati 37).

Und in Pirkej Hechalot Rabati: „Der Höchste fesselt den Maschiach für acht Jahre, ähnlich wie ein Kind in den ersten acht Lebenstagen vor der Beschneidung nicht in die Gemeinde Israels eintreten kann. So ist auch der Maschiach in diesen acht Jahren verachtet und verborgen, und der Heilige, gepriesen sei Er, wendet Sein Angesicht von ihm ab. Nach Ablauf der acht Jahre führt der Höchste ihn selbst aus der Gefangenschaft heraus. Und es begegnen ihm zahlreiche Heerscharen, aber er geht mit ihnen nach Babylon und bittet dort um Gnade für Israel. Da sprechen alle, die ihn begleitet haben, ihre Verachtung und Geringschätzung ihm gegenüber aus, und seine Vertrauten sagen sich von ihm los. Und mit all diesen Verachtung quält ihn der Allmächtige selbst. Wie geschrieben steht: „Der HERR schafft Rettung Seinem Gesalbten“ (Tehilim 20,7), und alles wird ihm unterworfen sein, wie geschrieben steht: „Jene krümmen sich und fallen; wir aber haben uns aufgerichtet und halten stand“ (Tehilim 20,9).

Aber die Heiden bekehren sich und nehmen ihn an. Da spricht er vor dem Höchsten: „Herr der Welt, wenn Du größere Leiden hast als diese, dann lasse sie auf mich kommen, aber gib nicht zu, dass die Heiden den Anteil Israels genießen“. Der Höchste sagte: „Ich wollte es tun, aber Ich habe dich um deiner Herrlichkeit willen verschont“. Sogleich legt Er zwei glühende Eisenstangen auf Maschiachs Schultern und spricht: „Eine für die Sünden deiner Generation, die andere für die Sünden der Völker der Welt“. Da beginnen die Israeliten über ihn zu sprechen: „Wehe uns, dass wir diesem Verrückten gefolgt sind und ihn für den Gesalbten hielten“. Der Höchste spricht zu ihnen: „Einen Verrückten nennt ihr ihn? Ich werde euch sein Licht zeigen, das von einem Ende der Erde bis zum anderen leuchtet“ (Hechalot Rabati nach den Kapiteln 33-35).

Und in Jalkut Schimoni steht: „Was bedeuten diese Worte: „Denn bei Dir ist die Quelle des Lebens; in Deinem Lichte sehen wir das Licht“ (Tehilim 36,10)? – Dies ist das Licht des Maschiachs, denn es heißt: „Und Gott sah, dass das Licht gut war“ (Bereschit 1,4). Der Heilige (gepriesen sei Er) nahm das Geschlecht des Maschiachs und seine Werke noch vor der Erschaffung der Welt in Betracht und bewahrte alles für ihn unter dem Thron seiner Herrschaft auf. Satan fragte den Heiligen (gepriesen sei Er): „O Herr des Universums, für wen ist das Licht, das Du unter dem Thron Deiner Herrschaft aufbewahrt hast?“ Er antwortete: „Es ist für den, der dich stürzen, entehren und dein Gesicht beschämen will“. Satan sagte noch einmal: „O Herr des Universums, zeige ihn mir“. Gott sprach: „Geh und sieh ihn an“. Als Satan ihn sah, war er wütend und fiel auf sein Angesicht und sagte: „Wahrlich, das ist der, der mich und alle Völker in die Hölle schicken wird; denn es heißt: „Den Tod verschlingt Er auf ewig, und der Herr, HERR, wird die Tränen abwischen von jedem Gesicht“. In diesem Moment waren die Völker erstaunt und wandten sich an den Herrn: „O Herr des Universums, wer ist er, in dessen Hände wir fallen müssen? Wie ist sein Name und was ist sein Wesen?“ Der Heilige (gepriesen sei Er) antwortete: „Sein Name ist Ephraim, der Maschiach, er ist Meine Gerechtigkeit. Und er muss noch wachsen, und sein Geschlecht muss wachsen. Und er muss die Augen Israels erleuchten und sein Volk retten. Kein Volk und keine Zunge wird für ihn sein, denn es heißt: „Kein Feind wird ihn bedrängen, kein Sohn der Ungerechtigkeit wird ihn bedrängen“ (Tehilim 89,23). Alle seine Feinde müssen sich vor ihm fürchten und fliehen, denn es heißt: „Ich will seine Feinde vor ihm zerschmettern, und seine Hasser will Ich zerschlagen“ (Tehilim 89,24), sowie die Flüsse, die im Meer enden, denn es heißt: „Ich will seine Hand auf das Meer legen und seine Rechte auf die Ströme“ (Tehilim 89,26). Nachdem sie geflohen waren, begann der Heilige (gepriesen sei Er), mit ihm die Bedingungen zu besprechen; Er sagte zu ihm: „Die Sünden derer, die bei dir aufbewahrt sind, werden dich unter ein eisernes Joch bringen und dich wie dieses Kalb machen, dessen Augen trübe sind, und sie werden deinen Geist mit diesem Joch quälen: „…meine Zunge klebt an meinem Gaumen, und in den Staub des Todes legst Du mich“ (Tehilim 22,16). Wirst du dem zustimmen?“ Der Maschiach antwortete dem Heiligen (gepriesen sei Er): „O Herr des Universums, wie viele Jahre wird dieses Leiden dauern?“ Der Heilige (gepriesen sei Er) sagte: „Vielen macht er den Bund schwer, eine Woche lang“ (Daniel 9,27). Wenn es deine Seele verdunkelt, werde Ich sie jetzt nicht quälen“. Er antwortete: „O Herr des Universums, mit Freude und fröhlichem Herzen will ich dies auf mich nehmen, unter der Bedingung, dass nicht nur die in meinen Tagen Lebenden gerettet werden, sondern auch die, die im Staub aufbewahrt sind. Und nicht nur die Toten meiner Tage sollen gerettet werden, sondern auch die Toten, die gestorben sind von der Zeit des ersten Adam bis zu diesem Tag, und nicht nur sie, sondern auch die Fehlgeburten, und auch die, die Du erschaffen wolltest, aber nicht erschaffen hast. Damit bin ich einverstanden und unter dieser Bedingung nehme ich es auf mich“.

20. Dann trat die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen zu ihm und warf sich nieder und wollte etwas von ihm erbitten.

21. Er aber sprach zu ihr: Was willst du? Sie sagt zu ihm: Sag, dass diese meine zwei Söhne einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen in deinem Reich!

22. Jeschua aber antwortete und sprach: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie sagen zu ihm: Wir können es.

23. Er spricht zu ihnen: Meinen Kelch werdet ihr zwar trinken, aber das Sitzen zu meiner Rechten und zu meiner Linken zu vergeben, steht nicht bei mir, sondern ist für die, denen es von meinem Vater bereitet ist.

Es gibt die Tradition, dass in vielen Fällen und in vielen Versammlungen der Älteste sitzt in der Mitte, der Zweitwichtigste zu seiner Rechten und der Dritte zu seiner Linken.

„Rabbi Jehuda sagte: „Aharon ging immer zur Rechten Mosches, wie wir lernten: Wenn drei auf einer Reise sind, geht der Rabbiner in der Mitte, der größere seiner Begleiter rechts und der kleinere seiner Begleiter links“ (Eruwin 54b).

„In der Zukunft wird der Höchste den Maschiach zu seiner Rechten und Abraham zu seiner Linken setzen. Wie geschrieben steht: „Das Wort des Herrn an meinen Herrn: Setze dich zu Meiner Rechten, bis Ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße gemacht habe“ (Tehilim 110). Und Abrahams Gesicht wird traurig: „Der Sohn meines Sohnes sitzt zu Deiner Rechten und ich sitze zur Linken…“. Der Höchste tröstet ihn und spricht: „Der Sohn deines Sohnes sitzt zu Meiner Rechten und Ich sitze zu deiner Rechten, gleichsam wie (in Tehilim 110,5): „Der Herr ist zu deiner Rechten“ (Midrasch Tehilim 18).

Im Traktat Taanit gibt es Beispiele dafür, dass ein Mensch selbst nicht weiß, worum er bittet. Die Gefahr besteht darin, dass er sich in einer schwierigen Situation befinden kann, wenn seine Bitte erfüllt wird.

„Rabbi Schmuel bar Nachmani sagte: „Drei Menschen baten unangemessen. Zweien antwortete man, wie es sich gehört, und dem Dritten antwortete man nicht, wie es sich gehört. Das sind sie: Elieser, der Knecht Abrahams, Schaul, der Sohn des Kisch, und Jiftach aus Gilead. Elieser, der Knecht Abrahams, bat: „So mache, dass die Jungfrau, zu der ich sagen werde: Neige deinen Krug, damit ich trinke…“ – Vielleicht sogar eine Lahme oder eine Blinde? Man antwortete ihm, wie es sich gehört, und er begegnete Rebekka. Schaul, der Sohn des Kisch, der sagte: „Der Mann, der ihn (Goliath) erschlägt, den will der König sehr reich machen und ihm seine Tochter geben und will das Haus seines Vaters frei machen in Israel“ – Könnte es sich um einen Sklaven oder gar um ein uneheliches Kind handeln? Aber man antwortete ihm, wie es sich gehört, und David kam zu ihm heraus. Jiftach aus Gilead sagte: „Wer aus dem Tor meines Hauses herauskommt mir entgegen, wenn ich in Frieden von den Söhnen Ammon zurückkehre, der soll dem HERRN gehören und ich will ihn als Brandopfer opfern!“ – Vielleicht sogar ein unreines Tier? Man antwortete ihm nicht, wie es sich gehört, und seine Tochter kam zu ihm heraus. Darüber sagte Jermijahu: „Ist denn keine Salbe in Gilead? Oder ist kein Arzt da? Warum ist denn die Tochter meines Volks nicht geheilt?“ (8,22). Und es steht geschrieben: „Ich habe es nicht geboten und nicht davon geredet, und es ist Mir nicht in den Sinn gekommen“ (ebenda 19,5). Rabbi Barchija sagte: „Auch die Gemeinde Israels bat nicht, wie es sich gehört, und der Höchste antwortete ihr, wie es sich gehört. Wie geschrieben steht: „So lasst uns Erkenntnis des HERRN erlangen! Sein Hervortreten ist sicher wie die Morgenröte; Er wird für uns kommen wie der Regen, wie der Spätregen, der die Erde befeuchtet“ (Hoschea 6,3). Der Höchste sprach: „Meine Tochter, du bittest um etwas, was manchmal nötig ist, manchmal nicht nötig ist (weil der Regen nur zu bestimmten Zeiten nützlich ist). Ich werde aber das sein, was die Menschen immer brauchen. Ich will für Israel sein wie der Tau, dass es blühe wie eine Lilie und seine Wurzeln schlage wie der Libanon“. Und noch einmal bat Israel nicht, wie es sich gehört, wie geschrieben steht: „Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz“ (Schir HaSchirim 8,6). Er sprach zu ihr: „Meine Tochter, du bittest um etwas, was manchmal sichtbar ist, manchmal nicht sichtbar ist. Ich aber will das sein, was immer sichtbar ist, wie geschrieben steht: „Siehe, in Meine Hände habe Ich dich eingezeichnet“ (Taanit 4a).

Der Kelch – ist ein bekanntes Bild für Leiden oder göttliche Strafe. Schon im Tanach findet man den Kelch des Zorns, den Kelch des Grimms oder den Kelch des Trostes. In dem apokryphen Buch „Das Martyrium des Jeschajah“ wird der Kelch als ein Bild verwendet, das dem von Jeschua verwendeten sehr nahe kommt:

„Und sie ergriffen und zersägten Jeschajah, den Sohn des Amos, mit einer Holzsäge entzwei. Und Manasse und Baalchira und die falschen Propheten und die Fürsten und das Volk, sie alle standen und schauten zu. Und zu den Propheten, die bei ihm waren, sprach er, bevor er entzwei gesägt wurde: „Geht in das Gebiet von Tyrus und Sidon, denn nur für mich hat Gott den Kelch gemischt“. Und als Jeschajah entzwei gesägt wurde, schrie er nicht auf und weinte nicht, sondern seine Lippen redeten durch den Heiligen Geist, bis er entzwei gesägt war“ (Martyrium des Jeschajah 4,11-15).

Denn es ist bei Mir verborgen (Dwarim 32,34). Rabbi Elieser, Sohn von Rabbi Josse dem Galiläer, sagte: „In einem verborgenen und unvollständigen Kelch wird der Wein vielleicht verblassen“. Der Tanach sagt: Roter Wein (Tehilim 75,9) jajin chamar (das Wort chamar bedeutet auch die rote Farbe). – Ist er vielleicht nur halb voll? Der Tanach sagt: Voll (ebenda). – Wird ihm vielleicht ein Tropfen fehlen? Der Tanach sagt: Und Er gießt ein. – Von diesem, von diesem Tropfen tranken die Menschen der Generation der Flut und die Generationen der Teilung und Pharao mit seinem Heer und Sisera und Sanherib und Nebukadnezar. Und von diesem Tropfen werden alle trinken, die in die Welt kommen bis zum Ende der Generationen, wie geschrieben steht: „Und der Herr Zwaoth wird allen Völkern auf diesem Berge ein Mahl von fetten Speisen machen, ein Mahl von reinen (abgestandenen) Weinen“ (Jeschajah 25,6). Fette Speisen (kann auch als Öle verstanden werden) – das ist das, woran es Bedarf gibt; abgestandene Weine (kann als Hefe verstanden werden) – das, woran es keinen Bedarf gibt. So sagt er: „Babel war ein goldener Becher in der Hand des Herrn, der die ganze Erde trunken machte; die Völker tranken von ihm Wein und wurden rasend“ – Wie bei einem goldenen Kelch, wenn er zerbrochen ist, gibt es für ihn eine Reparatur, so auch Babel, wenn der Kelch des Zorns versiegt ist, wird der Höchste es wieder herstellen (und kann Seinen Zorn wieder ausgießen). Wenn er aber von Israel spricht, spricht er so: „Und du wirst ihn trinken und ausleeren und seine Scherben ablecken“ (Jechezkel 23,34) – Scherben sind ein Teil von Tongeschirr. Und wenn von Ton die Rede ist, nachdem Israel den Kelch des Zorns getrunken hat, wird der Kelch nicht wiederhergestellt und kein Zorn wird sich über ihn ergießen“ (Sifri Dwarim, Asinu 324).

Jeschua spricht von dem Kelch des Leidens, den er selbst und seine Jünger trinken müssen, und weist darauf hin, dass das nicht der Weg zur Macht ist, dass nicht die Nähe zu ihm oder seine Gunst einem Menschen Macht verleiht, sondern der Allmächtige selbst gibt Macht, wem Er will.

24. Und als die Zehn es hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder.

25. Jeschua aber rief sie heran und sprach: Ihr wisst, dass die Regenten der Nationen sie beherrschen und die Großen Gewalt gegen sie üben.

26. Unter euch wird es nicht so sein; sondern wenn jemand unter euch groß werden will, wird er euer Diener sein,

27. und wenn jemand unter euch der Erste sein will, wird er euer Sklave sein;

Im rabbinischen Umfeld wird sehr viel Wert auf Unterordnung und Hierarchie gelegt, was sich in allen Bereichen zeigt, auch in den alltäglichen Beziehungen. Es war allgemein üblich, dass der Jüngere oder weniger Wichtige dem Älteren oder Wichtigeren dient. Dennoch wurde auch die Fähigkeit geschätzt, Bescheidenheit zu zeigen und auf die nach den Regeln zustehenden Ehren zu verzichten.

„Eine Geschichte, die sich mit Rabbi Elieser, Rabbi Jehoschua und Rabbi Zadok ereignete, die bei einem Festmahl des Sohnes von Rabban Gamliel zu Tisch lagen, während Rabban Gamliel selbst (der Vorsitzende des Sanhedrin, Sohn Hillels, Enkel von Rabbi Jehuda ha-Nassi) ihnen diente. Er reichte Rabbi Elieser einen Becher, und der nahm ihn nicht an. Er reichte ihn Rabbi Jehoschua, und der nahm ihn an. Da sagte Rabbi Elieser: „Was ist das, Jehoschua, wir liegen zu Tisch und unser Lehrer Rabban Gamliel bedient uns?“ Rabbi Jehoschua antwortete: „Es kam vor, dass auch einer, der größer war als er, bediente! Denn unser Erzvater Abraham war das Oberhaupt seiner Generation, aber er bediente die Gäste, wie geschrieben steht: „Und er nahm Butter und Milch und das zubereitete Kalb und setzte es ihnen vor, und er selbst stand bei ihnen unter dem Baum. Und sie aßen“ (Bereschit 18,8). Vielleicht sagst du, dass sie in seinen Augen wie Engel des Himmels waren? Nein, in seinen Augen waren sie wie einfache Nomaden. Und doch bediente er sie. Ist es so seltsam, dass Gamliel uns bedient?“ Rabbi Zadok sagte: „Wie lange wollt ihr über die Ehre der Menschen diskutieren und die Ehre des Höchsten vergessen? Der Heilige, gepriesen sei Er, herrscht über die Winde, lässt den Tau herab, lässt die Körner aus der Erde sprießen und bewässert sie mit Regen. Und Er deckt den Tisch vor jedem und gibt ihm zu essen. Was ist es da schon, wenn Gamliel uns bedient?“ (Kiduschin 32b).

„Rabban Gamliel und Rabbi Jehoschua reisten auf einem Schiff. Rabban Gamliel hatte Brot und Rabbi Jehoschua hatte Brot und Weizengrieß. Als Rabban Gamliel kein Brot mehr hatte, begann er, den Grieß von Rabbi Jehoschua zu essen. Er fragte ihn: „Woher wusstest du, dass wir uns auf der Reise so verspäten würden, dass du Grieß mitgenommen hast?“ – „Einmal in siebzig Jahren geht ein ungewöhnlicher Stern auf und bringt die Schiffe vom Kurs ab. Ich dachte, vielleicht bringt er auch uns vom Weg ab, und habe für alle Fälle Grieß mitgenommen“ – „Wie viel Weisheit du hast, und du bist gezwungen, auf einem Schiff zu reisen (um dich zu ernähren)?“ – „Du wunderst dich über mich? Staune über deine Schüler, Elieser Chasme und Jochanan ben Gudgeda. Sie wissen, wie viele Tropfen es im Meer gibt, aber sie haben kein Essen und keine Kleidung“. Rabban Gamliel beschloss, sie als Richter am Gericht einzusetzen. Er lud sie ein, und sie kamen nicht. Er lud sie ein zweites Mal ein, und sie kamen. Er sagte zu ihnen: „Denkt ihr, ich gebe euch Macht? Ich gebe euch Knechtschaft, wie gesagt ist (1.Melachim 12,7): „Wirst du heute diesen Leuten ein Knecht sein und ihnen dienen…“ (Orajot 10a).

28. so wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.

In der jüdischen Tradition herrscht die Überzeugung, dass der Tod eines Gerechten die Sünden des Volkes sühnt.

„Rabbi Awa bar Awina sagte: „Warum steht die Erzählung vom Tod Mirjams neben der Erzählung von der Asche der roten Kuh? – Um uns zu lehren, dass, wie die Asche der Kuh sühnt, so auch der Tod der Gerechten sühnt. Und warum steht die Erzählung vom Tod Aharons neben der Erzählung von den zerbrochenen Bundestafeln? – Um uns zu lehren, dass der Tod eines Gerechten für Gott genauso schwer ist wie das Zerbrechen der Bundestafeln“. Rabbi Chija bar Aba sagte: „Am ersten Tag des Monats Nissan starben die Söhne Aharons. Warum erwähnt die Torah sie in der Erzählung von Jom Kippur? – Um uns zu lehren, dass, wie Jom Kippur sühnt, so auch der Tod eines Gerechten sühnt. Woher wissen wir, dass Jom Kippur sühnt? Aus dem, was gesagt ist: „Denn an diesem Tag sühnt Er euch“ (Waijkra 16,30). Woher wissen wir, dass der Tod eines Gerechten sühnt? Aus dem, was geschrieben steht: „Und sie begruben die Gebeine Schauls und seines Sohnes Jonathan im Land Benjamin, in Zejla, im Grab seines Vaters Kisch. Und sie taten alles, was der König befohlen hatte; und danach erbarmte sich Gott über das Land“ (2. Schmuel 21,14) (Tanchuma Acharej Mot 10).

Jetzt nimm ihre Sünde von ihnen! Wenn nicht, dann streich mich aus dem Buch, das Du geschrieben hast“ (Schemot 32,32). Mosche beabsichtigte, für das Volk zu sterben und seine Strafe zu tragen, wie geschrieben steht: „Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt“. Denn der Tod der Gerechten sühnt. Und das ist ein großes Geheimnis“ (Kommentar von Rekanati zu Schemot 32,27).

Im Buch der Makkabäer spricht eines der Kinder der jüdischen Frau von dieser Sühne: „Wir leiden um unserer Sünden willen. Wenn der Herr auch eine kleine Zeit über uns erzürnt ist, um uns zu züchtigen und zu strafen, so wird Er doch seinen Knechten wieder gnädig werden. Du aber, du gottloser und verbrecherischer Mensch, überhebe dich nicht vergeblich mit deinen losen Hoffnungen, dass du die Hand gegen Gottes Knechte erhoben hast. Denn du bist dem Gericht des allmächtigen Gottes, der alles sieht, noch nicht entronnen. Unsere Brüder, die jetzt eine kurze Qual erlitten haben, haben nach dem Bund Gottes das ewige Leben erhalten, du aber wirst vor dem Gericht Gottes die gerechte Strafe für deine Überheblichkeit tragen. Ich aber will nun wie meine Brüder Leib und Leben dahingeben für die väterlichen Gesetze und zu Gott rufen, dass Er bald Seinem Volk gnädig werde, und dass du unter Qualen und Plagen bekennen musst, dass Er allein Gott ist, und dass an mir und meinen Brüdern der Zorn des Allmächtigen aufhöre, der über unser ganzes Geschlecht mit Recht ergangen ist“ (2. Makkabäer 7,35-38).

29. Und als sie von Jericho auszogen, folgte ihm eine große Volksmenge.

30. Und siehe, zwei Blinde, die am Weg saßen und hörten, dass Jeschua vorüberging, schrien und sprachen: Erbarme dich unser, Herr, Sohn Davids!

31. Die Volksmenge aber bedrohte sie, dass sie schweigen sollten. Sie aber schrien noch mehr und sprachen: Erbarme dich unser, Herr, Sohn Davids!

32. Und Jeschua blieb stehen und rief sie und sprach: Was wollt ihr, dass ich euch tun soll?

33. Sie sagen zu ihm: Herr, dass unsere Augen geöffnet werden.

34. Jeschua aber, innerlich bewegt, rührte ihre Augen an; und sogleich wurden sie wieder sehend, und sie folgten ihm nach.

Offenbar saßen die Blinden am westlichen Ausgang von Jericho, an der Straße nach Jerusalem. An diesem Ort herrscht ein großer Pilgerstrom, und es ist leicht anzunehmen, dass sie dort saßen, um Almosen zu sammeln. Wahrscheinlich hatten sie von Jeschua und den Wundern, die er vollbrachte, gehört.

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