KAPITEL 16

1. Und die Pharisäer und Sadduzäer kamen herbei; und um ihn zu versuchen, baten sie ihn, er möge ihnen ein Zeichen aus dem Himmel zeigen.

2. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Wenn es Abend geworden ist, so sagt ihr: Heiteres Wetter, denn der Himmel ist feuerrot;

3. und frühmorgens: Heute stürmisches Wetter, denn der Himmel ist feuerrot und trübe. Das Aussehen des Himmels wisst ihr zwar zu beurteilen, aber die Zeichen der Zeiten könnt ihr nicht beurteilen.

4. Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt nach einem Zeichen; und kein Zeichen wird ihm gegeben werden, als nur das Zeichen Jonas. Und er verließ sie und ging weg.

Die Antwort von Jeschua beginnt mit einem Wortspiel. Himmel wird sowohl zur Bezeichnung des Himmels selbst als auch als Beiname des Namens Gottes verwendet. Die Pharisäer bitten Jeschua um ein Zeichen von Gott, aber Jeschua antwortet ihnen rhetorisch über die Zeichen des Himmels. Offenbar nutzt Jeschua als Vorwurf ein damals weit verbreitetes Volkszeichen, denn auch himmlische Zeichen (im einfachen Sinne des Wortes) wurden oft als Zeichen für das Kommen Maschiachs angeführt. So lesen wir in dem berühmten Midrasch „Zeichen des Maschiach“:

„Der Allerhöchste wird eine große Sonnenhitze über die Erde kommen lassen, mit Fieber und vielen bösen Krankheiten, und es werden täglich tausend Tausende von den Heiden sterben, und alle Gottlosen unter dem Volk Israel werden umkommen. Gott wird einen blutigen Tau herabregnen lassen, der den Heiden als Wasser erscheinen wird, und sie werden ihn trinken und sterben, und die Verbrecher aus dem Volk Israel, die verzweifelt auf Erlösung warten, werden ihn auch trinken und sterben. Er wird einen heilenden Tau herabregnen lassen, und das einfache Volk (das weder böse noch gerecht ist) wird ihn trinken und geheilt werden, und Israel wird aufblühen. Der Allerhöchste wird die Sonne dreißig Tage lang in Finsternis tauchen…“ (Ozar Hamidraschim, S. 390).

Viele der himmlischen Zeichen vor dem Kommen des Maschiach sind auch im Buch des Sohar enthalten:

„Der König Maschiach wird im Land Galiläa offenbart werden. Und ein Stern auf der Ostseite wird die sieben Sterne auf der Nordseite verschlingen. Und eine schwarze Feuerfahne wird am Himmel hängen, sechzig Tage lang…“ (Sohar Teil l, S. 119).

Jeschua klagt die Pharisäer und Sadduzäer der Heuchelei an. In ihrem Eifer, himmlische Zeichen zu sehen, übersahen sie das wichtigste Zeichen, das zu erwarten war – die Auferstehung von den Toten. Der Prophet Jona ist derjenige, durch den die Erkenntnis der Auferstehung von den Toten kommt. Zuerst, weil er mit dem Sohn der Witwe von Zarpat identifiziert wird. Der Midrasch Pirkej de-Rabbi Eliezer gibt dazu die folgende Geschichte:

„Durch Barmherzigkeit wird es eine Auferstehung von den Toten geben. Woher wissen wir das? – Aus der Geschichte des Propheten Elijahu, der durch das Land wanderte. Und die Witwe von Zarpat, die Mutter des Propheten Jona, begegnete ihm mit großer Ehrfurcht, wie es geschrieben steht: „Und sie aß, er und sie und ihr Haus, Tag für Tag“. Einige Zeit später erkrankte ein Kind, wie geschrieben steht: „Und es begab sich nach diesen Ereignissen, dass der Sohn dieser Frau erkrankte. Und sie sagte zu ihm: „Du bist hereingekommen, um mich zu benutzen auf meinem Bett, indem du an meine Armut (im Gebet) gedacht hast. Nun komm und nimm mir alles weg, was du mir gegeben hast, aber gib mir meinen Sohn zurück“. Elijahu betete und sagte: „Herr der Welt, ist nicht all mein Leid genug, dass nun auch noch diese Frau aus Kummer um ihr Kind Verleumdungen gegen mich ausspricht? Möge es Dein Wille sein, dass durch dieses Kind die Völker der Welt erfahren, dass es eine Auferstehung von den Toten gibt“ (Pirkej de-Rabbi Eliezer 33).

Das Leben des Propheten Jona dient auch dem Autor des Buches Sohar als interessantes Gleichnis:

„Hier gibt es eine Anspielung auf das, was mit dem Menschen auf dieser Welt passiert. Jona, der auf dem Schiff ist, ist die Seele des Menschen, die in die Welt hinabsteigt. Warum wird sie Jona genannt? Weil sie, wenn sie in diese Welt hinabsteigt, vom Körper bedrückt (jonah) wird (das Wort hier ist wie in Waijkra 19:33 – bedrücken). Und der Mensch geht durch diese Welt wie ein Schiff vor einem Schiffbruch, wie es geschrieben steht: und das Schiff war bereit zu zerbrechen. Wenn der Mensch in dieser Welt bleibt, sündigt er, denn er meint, er habe sich vor seinem Herrn verborgen, weil die Autorität Gottes in dieser Welt nicht deutlich sichtbar ist. Und dann schickt der Allerhöchste einen starken Sturm – dass ein Maß des Gerichts ist, das ständig vor dem Angesicht Gottes steht und ein gerichtliches Urteil des Allmächtigen erfordert. Und der Wind dieses Sturms ist der, der das Schiff angreift, um den Menschen an seine Sünden zu erinnern und ihn zu fangen. Und wenn ein Mensch von diesem Sturm erfasst wird, liegt er auf dem Bett der Krankheit, wie geschrieben steht: „Jona ging hinab und legte sich nieder und schlief“. Auch wenn ein Mensch krank ist, wacht er nicht auf, um zu seinem Herrn zu kommen und Buße zu tun. Was steht geschrieben? – „Und der Steuermann kam zu ihm“. Wer ist dieser Steuermann? Es ist der gute Trieb seines Wesens – jezer tov. Er schreit: „Warum schläfst du? Steh auf und rufe zu deinem Gott!“ Jetzt ist nicht die Zeit zum Schlafen, denn jetzt erhebt man dich zum Gericht für alle deine Taten in dieser Welt! Kehre um von deiner Sündhaftigkeit! Verstehe diese Worte und kehre zu deinem Schöpfer zurück! Womit bist du beschäftigt? Was hast du in dieser Welt getan? – Lege vor deinem Schöpfer Rechenschaft darüber ab. Woher kommst du? – Aus einem stinkenden Tropfen (Spermien)! Aus dem Erdboden! Worauf bist du denn stolz? Bedenke, dass du von der Erde bist und zur Erde zurückkehren sollst! Von welcher Nation stammst du? Prüfe, ob du rechtschaffene Väter hast, auf dessen Verdienste du sich stützen kannst?

Und wenn ein Mensch vor Gericht gestellt wird, erheben sich die Anwesenden im Gericht – die einen mit seinen Verdiensten, die anderen mit seinen Sünden. Das Maß des Gerichts fordert Gottes Urteil. Und wenn der Mensch sich als unwürdig erweist, wie es heißt: „Sie versuchten, zur Erde zu rudern, und könnten es nicht“ – diejenigen, die die Verdienste des Menschen bezeugen, können ihn nicht zur Erde zurückbringen, weil der Sturm, der durch die Sünden erzeugt wird, siegt.

Was bedeutet es, dass Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war? Der Bauch des Fisches ist der Bauch des Scheols (der Unterwelt), wie es geschrieben steht: „Aus dem Bauch der Unterwelt habe ich geschrien“. Drei Tage und drei Nächte sind drei Tage und drei Nächte im Grab, nach denen die Eingeweide eines Menschen platzen. Nach drei Tagen wird der Inhalt des Darms auf sein Gesicht gegossen und gesagt: „Nimm, iss, das ist es, was du in mich getan hast. All deine Tage sind im Müßiggang verstrichen, während die Armen hungerten“. So heißt es im Tanach: „Und Ich werde den Mist auf eure Gesichter streuen…“ (Maleachi 2,3). Doch eines Tages wird eine Stimme auf dem Friedhof zu hören sein: „Wachet auf, erhebt euch, die ihr im Staub liegt, und freut euch, denn der Tau der Morgenröte ist euer Tau, und die Erde wird die Toten ausspeien“ (Jeschajah 26,19). Wann wird das alles geschehen? – Wenn der Engel des Todes aus der Welt getilgt wird und wenn „Er den Tod für immer vernichten wird“ (Jeschajah 25,8). Und nachdem „Gott, der Herr, die Tränen von allen Angesichtern abwischen wird“, und auch „die Schande seines Volkes von der ganzen Erde wegnehmen wird“, nach all dem: „Sprach der Herr zu dem Fisch, und er spie Jona aus auf dem Trockenen“.

Wenn also diese Stimme ertönt, werden alle Gräber die Toten ausspucken. Warum werden diese Toten Rephaim (Gespenster, aber auch Geheilte) genannt? Weil ihre Gebeine auferstehen und sich zusammenfügen und Fleisch annehmen, so dass sie geheilt werden. Und wenn es für dich ein Problem ist, dass geschrieben steht: „Alle Toten werden auferstehen“, so ist es absolut wahr, dass das Fleisch aller Toten wiederhergestellt wird, aber unter ihnen werden diejenigen sein, die in diesem Fleisch auferstehen werden, und diejenigen, die nicht auferstehen werden, das sind diejenigen, die die Auferstehung der Toten geleugnet haben. So sehen wir in diesem Fisch ein Zeichen für die Heilung der ganzen Welt (d.h. für die Auferstehung von den Toten)“ (Sohar, Wajakhel 197 b).

Man kann also annehmen, dass das Zeichen, von dem Jeschua hier zu den Pharisäern spricht, mehr ist als sein eigener Tod und seine Auferstehung. Jeschua spricht von dem letzten der Zeichen – von ihrer eigenen Auferstehung nach der Strafe und dem Gericht.

5. Und als seine Jünger an das jenseitige Ufer gekommen waren, hatten sie vergessen, Brote mitzunehmen.

6. Jeschua aber sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!

7. Sie aber überlegten bei sich selbst und sagten: Das sagt er, weil wir keine Brote mitgenommen haben.

8. Als aber Jeschua es erkannte, sprach er: Was überlegt ihr bei euch selbst, Kleingläubige, weil ihr keine Brote habt?

9. Versteht ihr noch nicht, erinnert ihr euch auch nicht an die fünf Brote der Fünftausend, und wie viele Handkörbe ihr aufhobt?

10. Auch nicht an die sieben Brote der Viertausend, und wie viele Körbe ihr aufhobt?

11. Wie, versteht ihr nicht, dass ich nicht von Broten zu euch sprach? Hütet euch aber vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!

12. Da verstanden sie, dass er nicht gesagt hatte, sich zu hüten vor dem Sauerteig der Brote, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.

Hier haben wir wieder mit einem Wortspiel in der hebräischen Sprache zu tun. Das Wort Sauerteig שְְְֹאוֹר), seór) ist nahe am Klang, praktisch ein Homonym des sehr selten verwendeten Wortes siórסִיאוֹר) ) – eine Denkweise, eine Mentalität. Jeschua benutzt das zweite Wort.

„Rabbi Eliezer sagte: „Die Torah warnt wiederholt vor Proselyten, weil ihre angeborene Denkweise סִיאוֹר)) schlecht ist“ (Mehilta de Rabi Ischmael).

„Ein gewisser Perser kam zu Rabi und sagte zu ihm: „Lehre mich die Torah“. Der Rabi begann ihn zu lehren und sagte: „Das ist ein alef“ Der Perser wandte ein: „Wer sagt, dass das ein alef ist?“ Er sagte: „Hier ist ein bet“ Der Perser entgegnete ihm: „Wer sagt, dass das ein bet ist?“ Der Rabi warf ihn hinaus. Er kam zu Schmuel und sagte zu ihm: „Lehre mich die Torah“. Schmuel begann ihn zu lehren und sagte: „Hier ist alef“. Der Perser wandte ein: „Wer sagt, dass das alef‘ ist?“ Er sagte: „Hier ist bet“. Der Perser entgegnete ihm: „Wer sagt, dass das bet ist?“ Schmuel packte ihn am Ohr. Der Mann schrie: „Oh, mein Ohr, mein Ohr!“ Schmuel fragte ihn: „Wie kommst du darauf, dass es dein Ohr ist?“ Der Mann antwortete: „Jeder weiß, dass es mein Ohr ist!“ Schmuel erwiderte: „Genauso wie jeder weiß, dass es ein alef ist und ein bet“. Wäre diese Lektion Schmuels nicht gewesen, wäre der Perser zu seiner alten Denkweise סִיאוֹר)) zurückgekehrt“ (Midrasch Kohelet Raba 7).

So warnt Jeschua die Jünger, sich vor der Denkweise der Pharisäer zu hüten, nicht vor dem Sauerteig selbst, und die Jünger verstehen das später.

Es gibt eine weitere Variante des Verständnisses. Der Jerusalemer Talmud zitiert einen Midrasch, der besagt, dass, wenn jemand die Torah aus eigennützigen Gründen und nicht um der Torah selbst willen studiert, so wird der Sauerteig, der in ihr ist, ihn dennoch zu Gott führen. Der Sauerteig ist in diesem Fall der Eigennutz, den die Torah zu geben vermag.

„Rabbi Jermijahu sagte im Namen von Rabbi Una bar Rabbi Jitzchak: „Es kommt vor, dass Gott dem Volk Israel Götzendienst, Unzucht und Blutvergießen vergibt, aber Er vergibt nicht das Verlassen der Torah“. Rabbi Una sagt: „Hier steht nicht geschrieben: Wegen des Götzendienstes, der Unzucht, des Blutvergießens, sondern: „Weil sie Meine Torah verlassen haben“ (Jermijahu 9,12). Alles vergebe Ich, aber dass sie die Torah verlassen, vergebe Ich nicht. Denn wenn sie Mich verlassen, aber Meine Torah halten würden (daher ist es klar, dass es sich um das Studium der Torah handelt), würde der Sauerteig, der darin ist, sie zu Mir zurückbringen“.

Als Rabbi Jehuda sah, wie man sich an die guten Taten der Verstorbenen erinnerte oder wie die Braut gelobt wurde, schaute er seine Jünger an und sagte: „Taten kommen vor der Lehre“ (das heißt, sie verherrlichen zuerst die Taten und dann die Lehre) – und das ist falsch, denn es ist schon beim Gericht von Bejt Arim in Lot entschieden worden, dass die Lehre den Taten vorangehen muss“.

Rabbi Abau lebte in Cäsarea und er schickte seinen Sohn, um bei den Weisen von Tiberias zu lernen. Nach einiger Zeit schickten sie ihm einen Brief: „Dein Sohn hat sich freiwillig für die Chewra Kadischa gemeldet“ (die Gemeinschaft, die sich mit Beerdigungen und der Vorbereitung der Toten beschäftigt). Rabbi Abau schrieb an seinen Sohn: „Gibt es nicht genug Totengräber in Tiberias, dass du einer von ihnen geworden bist, denn es ist bereits verordnet worden, dass die Lehre wichtiger ist als die Taten?“ (Jeruschalmi Talmud, Hagigah 1.76.3).

13. Als aber Jeschua in die Gegenden von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger und sprach: Was sagen die Menschen, wer der Sohn des Menschen ist?

14. Sie aber sagten: Einige: Johanan der Täufer; andere aber: Elijahu; und andere wieder: Jermijahu oder einer der Propheten.

15. Er spricht zu ihnen: Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin?

16. Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Maschiach, der Sohn des lebendigen Gottes.

17. Und Jeschua antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Bar Jona; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist.

Anscheinend ist Menschensohn in diesem Fall eine Paraphrase des Pronomen ich und hat keine theologische Bedeutung. Jeschua fragt die Jünger, wie die Menschen sein Wirken und seine Werke wahrnehmen. Die Jünger geben mehrere Antworten: Johanan der Eintaucher ist eine naheliegende Vermutung; er war noch im Gedächtnis der Menschen; Elijahu wird ebenfalls durchaus erwartet: Seine eschatologische Mission ist wohlbekannt und in Übereinstimmung mit den Worten Jeschuas selbst wurde Elijahu Mission von Jochanan, dem Eintaucher, ausgeführt; Jermijahu – einer der Fürsprecher des Volkes Israel, wie aus den Apokryphen hervorgeht:

„Himmel und Erde sind Zeugen, denn Ich habe das Böse ausgelöscht und das Gute geschaffen. Ich lebe! – spricht Gott. – Mutter, nimm deine Söhne in die Arme, und erziehe sie mit Freuden; stärke ihre Füße wie eine Taube, denn Ich habe dich erwählt, – spricht der Herr. – Und Ich werde die Toten von ihren Stätten auferwecken und sie aus ihren Gräbern herausholen, denn Ich habe meinen Namen in Israel bekannt gemacht. Fürchte dich nicht, du Mutter von Söhnen, denn Ich habe dich erwählt, – spricht der Herr. – Ich werde dir Meine Diener Jeschajah und Jermijahu zu Hilfe schicken, auf deren Rat Ich zwölf Bäume geheiligt und für dich vorbereitet habe, die mit verschiedenen Früchten beladen sind, und ebenso viele Quellen, in denen Milch und Honig fließen, und sieben größte Berge, auf denen Rosen und Lilien wachsen, durch die Ich eure Söhne mit Freude erfüllen werde. Rechtfertige die Witwe, schenke den Armen Gerechtigkeit, hilf dem Bettler, beschütze die Waisen, kleide die Nackten, kümmere dich um die Gebrechlichen und Schwachen, lache nicht über die Lahmen, beschütze die Armlosen und bringe die Blinden dazu, Mein Licht zu sehen, bewahre den alten Mann und den Jüngling innerhalb der Mauern deiner Stadt, die Toten, wo du sie findest, übergebe sie dem Grab – und Ich werde dir den ersten Platz in Meiner Auferstehung geben. Ruhe und sei in Frieden, Mein Volk, denn deine Ruhe wird kommen. Ernähre deine Söhne, du gute Amme, stärke ihre Füße! Keiner meiner Knechte, die Ich dir gegeben habe, soll umkommen; denn Ich will sie von dir fordern. Werdet nicht schwach. Wenn der Tag der Trauer und der Bedrängnis kommt, werden andere weinen und zerbrechen, ihr aber werdet fröhlich sein und in Fülle leben“ (3.Esra 2,14-27).

„Und seine Vision war folgende: Er sah Onijah, einen ehemaligen Hohenpriester, einen Mann von Ehrlichkeit und Güte, ehrbar von Aussehen, sanftmütig von Gesinnung, angenehm in den Worten, der von Kindheit an eifrig alles, was Tugend betrifft, gelernt hatte. Ich sah, wie er seine Hände ausstreckte und für das ganze Volk Juda betete. Dann erschien ein anderer Mann mit grauem Haar, von herrlicher Gestalt; der Glanz einer wunderbaren, überwältigenden Hoheit ging von ihm aus. Und Onijah sagte: „Dieser ist es, der die Brüder liebt, der viel betet für das Volk und die Heilige Stadt, Jermijahu, der Prophet Gottes“. Da streckte Jermijahu seine rechte Hand aus und gab Jehuda ein goldenes Schwert, das er überreichte und sagte: „Nimm das heilige Schwert, das Gott dir schenkt! Mit ihm wirst du die Feinde schlagen“. Die Worte des Jehuda gaben ihnen Zuversicht; denn sie waren sehr schön und hatten die Kraft, zur Tapferkeit anzuspornen und die Jugend mit männlichem Mut zu erfüllen. Man beschloss, kein Lager zu beziehen, sondern kühn anzugreifen und mit allem Mut im Kampf Mann gegen Mann die Entscheidung herbeizuführen; denn die Stadt, das Heilige und das Heiligtum seien in Gefahr“ (2Makk.15:12-17).

Die Antwort des Petrus auf die Frage Jeschuas ist ziemlich unmissverständlich. Jeschua stellt auf die Antwort des Petrus den traditionellen Gegensatz zwischen „Blut und Fleisch“ und „dem, was im Himmel ist“. Dieser Gegensatz ist in der Tradition der jüdischen Gleichnisse sehr verbreitet. Petrus, der Sohn des Jona, ist selig, weil er eine der von den Jüngern erwähnten Meinungen nicht angenommen hat, sondern eine Antwort vom himmlischen Vater erhalten hat.

„Ein König aus Blut und Fleisch spricht und handelt nicht. Er kommt in die Stadt, und jeder lobt ihn. Und er sagt: „Ich werde euch Parks und Bäder bauen und euch Pavillons einrichten“. Und in der Nacht geht er schlafen und vergisst und hält seine Versprechen nicht ein. Wo ist er und wo sind seine Worte? Aber so ist der Höchste nicht, denn er ist der lebendige Gott. „Aber der HERR ist in Wahrheit Gott. Er ist ein lebendiger Gott und ewiger König“ (Jermijahu 10:10). Und wenn das Wort von Ihm ausgeht, heißt es: „In Ewigkeit, HERR, steht dein Wort fest im Himmel“ (Tehilim 119:89) (Dwarim Raba, Kapitel Dwarim).

18. Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.

Um diesen Abschnitt zu verstehen, ist es interessant, den folgenden Midrasch zu betrachten:

Von den Gipfeln der Felsen aus sehe ich ihn, und von den Hügeln aus schaue ich auf ihn – ich schaue auf jene, die vor der Erschaffung der Welt waren. Ein Gleichnis von einem Mann, der bauen wollte und grub, um eine Stelle zu finden, an der er ein Fundament legen konnte. Und er fand immer wieder Sümpfe, bis er auf einen einzigen Felsen stieß. Und er sagte: „Auf diesem Felsen (im griechischen Original: petra), hier werde ich bauen“. Und auf diesen Felsen (petra) legte er das Fundament. Als Gott die Welt erschuf, schaute Er sich eine Generation nach der anderen an – die Generation der Sintflut und die Generation von Henoch – und überlegte: „Wo kann Ich ein Fundament legen? Etwa unter diesen Bösewichten, die mich unaufhörlich erzürnen?“ Aber da er voraussah, dass Abraham in die Welt kommen sollte, rief er aus: „Siehe, Ich habe einen Felsen gefunden, auf dem Ich die Welt errichten kann! Darum nannte er Abraham Zur (Fels), wie gesagt: „Blickt auf den Felsen, aus dem ihr gehauen seid“ (Jeschajah 51:1). Und Er nannte diesen Felsen „Israel“. Und die Erwählung Israels ging der Schöpfung voraus, wie es heißt: „Gedenke Deiner Gemeinde, die Du vor Alters erworben hast“ (Tehilim 74:2). (Jalchat Schimon, Abschnitt Balak 766).

Jeschua zieht eine Parallele zwischen Petrus und Abraham. Abraham wurde aufgrund seines Glaubens zum Gründer der Nation und zum Felsen des Fundaments.

„Abraham war dieser Welt und der kommenden Welt nur durch Glauben würdig, wie geschrieben steht: „Und Abraham glaubte an den Höchsten, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet“ (Mehilta, Abschnitt Beschalach).

„Weshalb waren die Kinder Israels würdig, das Lied zu singen? – Um Abrahams willen, denn es heißt: „Abraham glaubte an Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet“. Und das Volk Israel erbte diesen Glauben und erhielt ihn als Gabe aufgrund der Verdienste Abrahams, wie geschrieben steht: „Und sie glaubten an Gott und an Mosche, Seinen Knecht“. Und „dann sang Israel“. Und über diesen Glauben heißt es: „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ (Schemot Rabba 23).

Meine Gemeinde (meine Gemeinschaft) – die Gemeinschaft von Schülern, die sich um einen Lehrer versammelt. So wird der Kohelet (Ekklesiastes) im Grunde als „Versammler von Gemeinschaften“ bezeichnet. Ebenso wird von Rabbi Akiwa gesagt, dass er ein „Sammler von Gemeinden“ war.

Hades Pforten (pitcha schel gehinnom) – laut einigen Kommentatoren der Torah – sind es Türen, an denen die Sünde liegt, wie geschrieben steht: „Vor der Tür liegt die Sünde“, das heißt das „der böse Trieb“ – die Kraft, die den Sünder oder einfach einen Menschen, der nichts Gutes tut, dazu bringt zu sündigen“ (Buch Kli Jakar, Bereschit, Kapitel 4).

19. Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was immer du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was immer du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein.

Die Schlüssel des Himmelreichs ist ein Begriff mit einer breiten Bedeutung. In der Apokryphe „Offenbarung Baruch“ hält der Erzengel Michael die Schlüssel zum Himmelreich:

„Und danach nahm mich der Engel und trug mich in den fünften Himmel. Und die Pforten waren verschlossen. Und ich sagte zu ihm: „Herr, wird dieses Tor nicht geöffnet, damit wir eintreten können?“ Und der Engel sagte zu mir: „Wir können nicht eintreten, bis Michael, der Hüter der Schlüssel des Himmelreichs, gekommen ist. Warte ab, und du wirst die Herrlichkeit Gottes sehen“. Und es kam eine Stimme, so laut wie ein Donnergrollen. Und ich fragte: „Herr, was ist das für eine Stimme?“ Und er sagte zu mir: „Jetzt wird der Erzengel Michael herabkommen, um die Gebete des Volkes entgegenzunehmen“. Und siehe, es kam eine Stimme: „Öffnet die Tore!“ Und sie öffneten sich, und es gab ein lautes Knarren wie bei einem Donnerschlag. Und Erzengel Michael kam, und der Engel, der bei mir war, ging ihm entgegen und verneigte sich vor ihm und sagte: „Sei gegrüßt, mein Erzengel und der unserer ganzen Armee!“ Und der Erzengel Michael sagte: „Sei gegrüßt, unser Bruder und derjenige, der die Offenbarungen denen auslegt, die ein rechtschaffenes Leben führen“. Und nachdem sie einander so gegrüßt hatten, standen sie auf. Und ich sah den Erzengel Michael, wie er eine große Schale in der Hand hielt: ihre Tiefe war so groß wie die Entfernung vom Himmel zur Erde, ihre Breite so groß wie die Entfernung vom Norden zum Süden. Und ich sagte: „Herr, was hält der Erzengel Michael da?“ Und er sagte zu mir: „Das ist eine Schale, in die die Tugenden der Gerechten und alle guten Taten kommen, die sie vollbringen, und die dann vor das Angesicht des Gottes des Himmels gebracht werden“.

In diesem Fragment wird der Träger der Schlüssel zum Himmelreich beauftragt, die Gebete der Menschen und ihre Tugenden vor den himmlischen Thron zu bringen.

„Und alle Soldaten, siebentausend, und Handwerker und Schmiede, tausend, alle Tapferen und Kriegsfähigen, führte der König von Babel in die Verbannung nach Babel“. Handwerker (cheresch), denn wenn einer von ihnen redet, werden alle zum Schweigen gebracht (chirschim) und können niemanden außer ihnen hören. Der Schmied (masger), denn wenn er etwas als rein erklärt, gibt es niemanden, der es aufheben und lösen könnte. Und das ist es, wovon gesagt wird: „Und ich werde den Schlüssel des Hauses David auf seine Schulter legen; und er wird öffnen, und niemand wird schließen, und er wird schließen, und niemand wird öffnen“ (Midrasch Tanchumah, Noach 3).

Es gibt noch viele andere Fälle, in denen binden und lösen als Symbol für die Erlaubnis oder das Verbot einer Handlung, die Erklärung von etwas als rein oder unrein sowie die Festlegung von Strafe und Begnadigung verwendet wird. In diesem Fall erhält Petrus die Gesandtschaft, und Jeschua überträgt ihm einen Teil der Macht, die er selbst besitzt.

20. Dann gebot er den Jüngern, dass sie niemand sagten, dass er der Maschiach sei.

21. Von da an begann Jeschua seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohepriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tag auferweckt werden müsse.

Der dritte Tag wurde der Überlieferung nach als Tag der Befreiung angesehen.

Am dritten Tag sah Abraham, als er seine Augen aufhob, einen Ort in der Ferne“; am dritten Tag der Familie Israels, wie es geschrieben steht: „Aber am dritten Tag sagte Josef zu ihnen: „Das sollt ihr tun, und ihr werdet am Leben bleiben; ich fürchte Gott“ (Bereschit 42:18); am dritten Tag der Kundschafter, wie es heißt: „Sie gingen hin und kamen auf den Berg und blieben dort drei Tage“ (Jeschua ben Nun 2:22); am dritten Tag der Übergabe der Torah, wie es heißt: „Am dritten Tag, als der Morgen anbrach, gab es Donner und Blitze, eine dichte Wolke über dem Berg und einen starken Posaunenschall“ (Schemot 19:16); am dritten Tag des Jona, wie geschrieben steht: „Und Jona war drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches“ (Jona 2,1); am dritten Tag der Rückkehr der Verbannten, wie geschrieben steht: „Und wir kamen nach Jeruschalajim und blieben dort drei Tage“ (Esra 8,32); am dritten Tag der Auferstehung der Toten, wie geschrieben steht: „Er wird uns am dritten Tag auferwecken, und wir werden vor Ihm leben“ (Hoschea 6,2); der dritte Tag Esthers, wie geschrieben steht: „Und es geschah am dritten Tag, da kleidete sich Ester königlich“ (Esther 5,1) – am dritten Tag wurde Esther mit den Gewändern des Königreichs ihres Vaterhauses bekleidet. Aufgrund welcher Verdienste hat sie den dritten Tag gewählt? In diesem Punkt sind sich Rabbi Levi und die Weisen uneinig. Die Weisen sagen: „Wegen des Tages, an dem die Torah gegeben wurde“, und Rabbi Levi sagt: „Wegen des Tages, an dem Abraham seine Augen zu dem Berg erhob“ (Bereschit Raba, Kapitel Waera).

22. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihn zu tadeln, indem er sagte: Gott behüte dich, Herr! Dies wird dir keinesfalls widerfahren.

23. Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Anstoß, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist.

Eine der Linien hier ist die von Matthai entwickelte Figur des Petrus. Petrus ist für eine kurze Zeit in der Lage, auf dem Wasser zu gehen, und geht dann sofort unter; Petrus empfängt eine Offenbarung vom Vater und wird gleich darauf zum Satan; Petrus verspricht, Jeschua niemals zu verlassen und verleugnet ihn dreimal. In gewisser Weise ist Petrus ein Beispiel für einen eifrigen Schüler, der trotz Rückschläge beharrlich weitermacht.

In dieser wie auch in der vorhergehenden Passage gibt es eine Art Midrasch zum Namen Petrus. Das Wort σκάνδαλον, das hier verwendet wird, ist Teil des stabilen Ausdrucks πέτρα σκανδάλου, ein Stolperstein, dersowohl im Tanach als auch im Neuen Testament vorkommt (1.Petr. 2,8). Eben noch war Petrus pétra, auf dem das Fundament der neuen Gemeinschaft gebaut werden sollte; jetzt ist er der πέτρα σκανδάλου. Eine auffällige Veränderung, die das Bild des Petrus im Matthaisevangelium generell begleitet.

„Unter ihnen sind diejenigen, die für den Lobpreis eingesetzt sind, und diejenigen, die als Gesandte in diese Welt geschickt werden, als Gegenstück (oder als Kontrastpunkt) zu den Gesandten aus der Welt der Unreinheit, die aus dem dritten Gemach hervorgehen und versuchen, alles in der Welt anzuklagen. Als Gegenstück zu ihnen gehen Gesandte aus dieser Welt hervor, die berufen sind, die Menschen der Torah zu beschützen, wie es heißt: „Denn Er hat seinen Engeln befohlen, dich zu behüten auf allen deinen Wegen“ (Tehilim 91:11). Und es heißt auch: „Sie werden dich auf den Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt“. Dieser Stein ist der Stein des Anstoßes, ein Fels des Strauchelns(Jeschajah 8:14). Derjenige, der aus den Gemächern der Unreinheit stammt, wird als Stein des Anstoßes, ein Fels des Strauchelns bezeichnet, während derjenige aus dem heiligen Gemach als zuverlässiger Stein, ein Eckstein und kostbarer Fels Israels bezeichnet wird. Und der eine ist ein Gegengewicht, eine Parallele zu dem anderen“ (Sohar, Abschnitt Pekudej 149b).

Die Parallele zur vorherigen Passage, als Petrus der Fels des Fundaments war, ist umfassender. Dort folgte Petrus nicht „Blut und Fleisch“, sondern dem himmlischen Vater, hier hingegen wollte er nicht das Göttliche, sondern das Menschliche.

24. Dann sprach Jeschua zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach!

25. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.

Mit Seele isthier die Seele im Fleisch gemeint. Die Seele hat eine fleischliche Komponente, die das Menschliche sucht, und eine göttliche Komponente, die das Göttliche sucht. Jeschua ruft dazu auf, die Seele, die das Menschliche sucht, um Seinetwillen zu verleugnen.

Im Talmud, im Traktat Tamid (Abschnitt Kodaschim), gibt es ein Gespräch zwischen Alexander dem Großen und den Weisen Israels:

„Zehn Fragen stellte Alexander der Große den Weisen des Südens: Wer kann als weise bezeichnet werden? – Derjenige, der die Zukunft voraussieht. Wer kann als Held bezeichnet werden? – Derjenige, der seine Leidenschaften zügelt. Wer kann als reich bezeichnet werden? – Derjenige, der mit seinem Los zufrieden ist. Was muss ein Mensch tun, um zu leben (d.h. ewig)? – Er soll sich selbst töten (d.h. sich der Gelüste enthalten). Was muss ein Mensch tun, um zu sterben? – Er soll leben (d.h. seinen Gelüsten frönen)“ (Tamid 32a).

26. Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber sein Leben einbüßte? Oder was wird ein Mensch als Lösegeld geben für sein Leben?

27. Denn der Sohn des Menschen wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und dann wird er einem jeden vergelten nach seinem Tun.

Die Seele des Menschen ist gleichbedeutend mit der ganzen Welt. Die Mischna sagt in Sanhedrin (4:5), dass jeder, der auch nur einer Seele schadet, angeklagt wird, die ganze Welt zu verderben.

„Finanzielle Verluste sind nicht vergleichbar mit Verlusten der Seele. Denn bei finanziellen Verlusten kann ein Mensch Geld zahlen und seine Schuld abbüßen, aber bei Verlusten der Seele wird das Blut dieses Menschen und das Blut seiner Nachkommen auf ihm lasten, wie es über Kain geschrieben steht: „Die Bluter deines Bruders schreien zu Mir von der Erde“. Es heißt hier nicht „das Blut“, sondern „die Bluter“, denn es geht um die Kinder und Kindeskinder für unzählige Generationen… So lehrt uns die Schrift, dass jeder, der eine Seele vernichtet, eine ganze Welt vernichtet hat, und jeder, der eine Seele rettet, eine ganze Welt gerettet hat…“

Jeschua sagt, dass selbst wenn ein Mensch die Werte der ganzen materiellen Welt erwirbt, es den Preis einer vernichteten Seele nicht wert ist und es für eine vernichtete Seele keine Möglichkeit gibt, wie bei materiellen Schäden ein Lösegeld zu zahlen. Für die Schädigung der Seele wird es keine Möglichkeit zur Wiedergutmachung vor Gericht geben, wenn man für seine Taten Rechenschaft ablegen muss.

28. Wahrlich, ich sage euch: Es sind einige von denen, die hier stehen, die werden den Tod keinesfalls schmecken, bis sie den Sohn des Menschen haben kommen sehen in seinem Reich.

In der Tradition der Haggada bedeutet der Ausdruck „wird den Tod nicht schmecken“ nicht wortwörtlich, dass ein Mensch nicht sterben wird. Er bezieht sich auf Gerechte, die sich in einem besonderen geistigen Zustand befinden. Um den Sinn dieser Aussage von Jeschua zu erklären, können wir Rabbi Bachjas Kommentar zur Torah heranziehen:

Als Jaakow beendete den Auftrag an seine Söhne, legte er seine Füße aufs Bett herauf und gab seinen Geist auf und schloss sich seinem Volk an“. Und was unsere Weisen gesagt haben, dass Jaakow nicht gestorben sei (Traktat Taanit 5b), steht ja im Widerspruch zu unserer Passage, die bezeugt, dass er gestorben ist. Und es ist bekannt, dass er einbalsamiert, zubereitet und in der Höhle Machpela begraben wurde. Die Weisen meinten aber, dass Jaakow den Tod nicht geschmeckt hat. Denn da er ein Gerechter war, schwebte seine Seele ständig über dem Körper und ging nicht in den Körper ein, um körperliche Freuden zu empfinden. Deshalb verspürte er auch nicht den Schmerz der Trennung der Seele vom Körper, schmeckte also nicht den Geschmack des Todes. Und das ist eine besondere Stufe der Heiligkeit, denn bei vielen Gerechten steigt die Seele manchmal in den Körper hinab und manchmal wieder hinauf, bei Jaakow aber stieg sie nicht hinab“ (Bachja zu Bereschit 49).

In Anbetracht all dessen, was gesagt wurde, sagt Jeschua, dass es unter denen, die neben ihm stehen, diejenigen gibt, denen es gelingen wird, ihre Seelen bis zum Tag des Gerichts rein zu halten, aber das bedeutet nicht, dass sie ihr Leben behalten werden.

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