KAPITEL 14

1. Zu jener Zeit hörte Herodes, der Vierfürst, die Kunde von Jeschua

2. und sprach zu seinen Dienern: Dieser ist Johanan der Täufer; er ist von den Toten auferweckt worden, und darum wirken solche Wunderkräfte in ihm.

Im Land Israel kursierten immer wieder Gerüchte über die Fähigkeit der Weisen und ihrer Jünger, Tote auferstehen zu lassen, und es gab eine Überlieferung über die besondere Gnade, die der Priesterfamilie zuteil wurde, aus der Johanan bekanntlich stammte:

„Nimm Aharon und seine Söhne mit ihm und die Kleider und das Salböl“, und was geschrieben steht (Mischlej 24:11): „Rette jene, die man zum Tod schleppt; die zur Hinrichtung wanken, rette sie doch!“ Eines Tages kam Antoninus zu Rabbi und fand ihn mit seinen Jüngern sitzen. Er fragte ihn: „Sind das die, die du schätzt?“ – „Ja. Und der Geringste von ihnen ist imstande, die Toten wiederzubeleben“. Nach einiger Zeit lag der Sklave des Antoninus im Sterben. Also schickte er zu Rabbi mit der Bitte: „Schicke jemanden von deinen Jüngern, um meinen Sklaven wiederzubeleben“ (Nach einer anderen Version, die im Traktat Awodah Zarah erzählt wird, war der Sklave zuvor von Antoninus selbst enthauptet worden). Er schickte Rabbi Schimon ben Halafta. Er kam und fand den Sklaven tot. Er rief ihm zu und sagte: „Wie kannst du dich hinlegen, wenn dein Herr dich braucht?“ Sofort erhob sich der Sklave und stellte sich auf seine Füße.

Die Rettung derer, die in den Tod getrieben wurden, ist eine der Gaben des Priestertums für die Söhne Aharons. „Der nahm alles aus ihrer Hand, formte es und machte ein gegossenes Kalb daraus“. Aber ein anderes „Nehmen“ sühnte dieses „Nehmen“, wie es geschrieben steht: „Nimm Aharon und seine Söhne mit ihm und die Kleider“ (Waijkra Raba, Zaw 10).

3. Denn Herodes hatte Johanan gegriffen, ihn gebunden und ins Gefängnis gesetzt um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus.

4. Denn Johanan hatte ihm gesagt: Es ist dir nicht erlaubt, sie zu haben.

Herodes Philippus war der Halbbruder von Herodes Antipas. Sie hatten einen gemeinsamen Vater, Herodes den Großen, aber unterschiedliche Mütter. Der Überlieferung nach war die Ehefrau eines Bruders väterlicherseits nur dann erlaubt, wenn der Bruder keine Kinder hatte.

„Und wenn man die Frau seines Bruders nimmt, ist es eine Verunreinigung (hier im Original das Wort nida, dasdie vorübergehende Unreinheit einer Frau bedeutet, die mit Blutungen verbunden ist) – so wie nida inmanchen Fällen erlaubt und in manchen Fällen verboten ist, so verwendet die Torah auch in diesem Fall das Wort nida, um uns zu zeigen, dass die Frau des Bruders manchmal erlaubt und manchmal verboten ist. Wenn der Bruder keine Kinder hat, ist sie erlaubt, und wenn er welche hat, ist sie verboten. „Er hat die Blöße seines Bruders aufgedeckt, sie sollen kinderlos sein“. Beide werden kinderlos sein, auch wenn sie Kinder aus anderen Ehen hatten, sie werden diese Kinder begraben“ (Sifra Kdoschim 10).

Im Lichte dieser Passage ist es wahrscheinlich, dass Johanan Herodes ermahnte, dass die Fortsetzung der Beziehung zum Tod der Tochter der Herodias führen könnte.

5. Und als er ihn töten wollte, fürchtete er die Volksmenge, weil sie ihn für einen Propheten hielten.

6. Als aber der Geburtstag des Herodes begangen wurde, tanzte die Tochter der Herodias vor ihnen, und sie gefiel dem Herodes.

Das Tanzen vor den Gästen war im Osten ein weit verbreitetes Phänomen.

„Im Vorhof wurden Lauben aufgestellt, die mit Leinen- und Purpurbändern bedeckt waren und in die goldene Ringe eingewebt waren. Und die Gäste lagen auf Matten, und die Mädchen tanzten vor den Liegenden“ (Haggada de Esther Rabati Aba Gurion 1).

Am fünfzehnten Tag des Monats Awgingen die Mädchen zum Tanzen ins Tal hinaus. Und die jungen Männer konnten sich ihre Bräute aussuchen.

7. Deshalb sagte er mit einem Eid zu, ihr zu geben, um was sie auch bitten würde.

Mit einem Eid – ein in Form eines Eides formulierter Ausdruck. Das Gesetz schrieb 39 Schläge für den Bruch dieses Eides vor.

8. Sie aber, von ihrer Mutter angewiesen, sagt: Gib mir hier auf einer Schale das Haupt Johanans des Täufers!

9. Und der König wurde traurig; aber um der Eide und um derer willen, die mit zu Tisch lagen, befahl er, es zu geben.

10. Und er sandte hin und ließ den Johanan im Gefängnis enthaupten.

11. Und sein Haupt wurde auf einer Schale gebracht und dem Mädchen gegeben, und sie brachte es ihrer Mutter.

In dieser (von Matthaj nacherzählten) Geschichte gibt es eine Anspielung auf die Esther-Rolle. Im Gegensatz zu Waschti tanzt die Tochter der Herodias vor den Gästen des Festmahls. Ein Midrasch erzählt, dass Achaschweroschs Berater Memuchan ihm empfahl, Waschtis Kopf auf einem Lagan (Keramikschale) zu bringen. Und Achaschwerosch befahl dies.

12. Und seine Jünger kamen herbei, hoben den Leib auf und begruben ihn. Und sie kamen und verkündeten es Jeschua.

Das zeigt, dass die Jünger eine tiefe Verbindung zwischen Jeschua und Johanan spürten. Es ist durchaus möglich, dass sie sich an Jeschua wandten, um von ihm Anweisungen für das weitere Vorgehen zu erhalten.

13. Und als Jeschua es hörte, zog er sich von dort in einem Boot abseits an einen öden Ort zurück. Und als die Volksmengen es hörten, folgten sie ihm zu Fuß aus den Städten.

Das einsame Gebet ist in Israel eine gängige spirituelle Praxis. Rabbi David Kimchi schreibt in seinem Kommentar zu Tehilim 84:

Glücklich sind, die in Deinem Haus wohnen. Stets werden sie Dich loben. Selah! Glücklich ist der Mensch, dessen Stärke in Dir ist! Gebahnte Wege sind in seinem Herzen!“ Mein Vater erklärte diese Schriftstelle so: „Selig ist der Mensch, dessen Kraft in Dir ist“ – selig ist der Mensch, der die Kraft hat, Deine Einheit zu erkennen. Und das ist die Grundlage dafür, Ihm zu dienen, gepriesen sei Er“. „Wege sind in seinem Herzen“ – er hat Wege (als Pfade), um Dich zu kennen, und jeden Tag geht er diese Pfade. Deshalb geht diesem Vers voraus: „Glücklich sind die, die in Deinem Hause wohnen“. Denn sie verweilen an verlassenen, einsamen Orten und suchen die Weisheit der Erkenntnis des Allerhöchsten“.

14. Und als er ausstieg, sah er eine große Volksmenge, und er wurde innerlich bewegt über sie und heilte ihre Kranken.

15. Als es aber Abend geworden war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Der Ort ist öde, und die Zeit ist schon vergangen. Entlass die Volksmengen, dass sie hingehen in die Dörfer und sich Speise kaufen!

Das Volk gehen zu lassen bedeutet, eine Versammlung oder Feier zu beenden. Offensichtlich war die Situation, in der sich die Anwesenden nicht das Recht fühlten, zu einem für sie passenden Zeitpunkt alleine zu gehen, mit der Verehrung Jeschuas als König oder Priester verbunden. Ähnliches sagt man über Shlomo: „Am achten Tag entließ er das Volk. Und sie segneten den König und gingen zu ihren Zelten, fröhlich und guten Mutes über all das Gute, das der HERR seinem Knecht David und seinem Volk Israel erwiesen hatte“.

16. Jeschua aber sprach zu ihnen: Sie haben nicht nötig wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!

17. Sie aber sagen zu ihm: Wir haben nichts hier als nur fünf Brote und zwei Fische.

Brot und Fisch sind gängige Reise- und Alltagsspeisen. Fladenbrot und gesalzener Fisch eine Kombination, die so alltäglich ist, dass sie zu einem klassischen Beispiel für die Diskussion über die Reihenfolge der Segnungen von Lebensmitteln wird:

„Brot und gesalzener Fisch – er segnet den Schöpfer für den Fisch und dankt mit diesem Segen für das Brot, denn der Fisch ist hier wichtig, und das Brot ist nur eine Nebenbeigabe“ (Brachot 44a, Jeruschalmi Brachot 6.9.4).

18. Er aber sprach: Bringt sie mir her!

19. Und er befahl den Volksmengen, sich auf das Gras zu lagern, nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf zum Himmel und dankte; und er brach die Brote und gab sie den Jüngern, die Jünger aber gaben sie den Volksmengen.

Nach der Tradition segnet der Hausherr oder der Älteste, der das Mahl hält, das Brot, bricht es und gibt es den in der Nähe sitzenden oder gibt es an seine nahestehenden Schüler weiter. Dann nimmt jeder einen Teil von dem, was er bekommen hat, und gibt es weiter.

20. Und sie aßen alle und wurden gesättigt. Und sie hoben auf, was an Brocken übrig blieb: zwölf Handkörbe voll.

21. Die aber aßen, waren ungefähr fünftausend Männer, ohne Frauen und Kinder.

In der Geschichte Israels war die Brotvermehrung in den Tagen Elischas bekannt:

„Und ein Mann kam von Baal-Schalischa und brachte dem Mann Gottes Erstlingsbrot, zwanzig Gerstenbrote, und Jungkorn in seinem Beutel. Und er sagte: Gib es den Leuten, dass sie essen! Sein Diener aber sagte: Wie soll ich das hundert Mann vorsetzen? Er sagte: Gib es den Leuten, dass sie essen! Denn so spricht der HERR: Man wird essen und übrig lassen. Und er setzte es ihnen vor; und sie aßen und ließen übrig nach dem Wort des HERRN“.

Im eschatologischen Sinne handelt es sich hier um eine Anspielung auf die Fähigkeit des Maschiach, die Torah zu erklären und einfachen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Geheimnisse kennenzulernen. Eine Anspielung auf dieses Verständnis der Brotvermehrung findet sich im Buch Sohar:

„Rabbi Josi war mit dem Studium der Torah beschäftigt. Und bei ihm waren Rabbi Jitzchak und Rabbi Hiskija. Rabbi Hiskija sagte: „Und so haben wir gesehen, dass der Bau des Tempels wie die Erschaffung des Himmels und der Erde ist. Und viele unserer Kameraden haben dieses Geheimnis bereits gelüftet, aber nur einen so kleinen Teil davon, dass es für einen Menschen unmöglich ist, es zu nehmen, zu schlucken und den Geschmack zu erkennen“ (d.h. in einer so kleinen Menge, dass es nicht einmal den Geschmack vermittelt).

Rabbi Josi sagte: „Wir werden sie der heiligen Leuchte (Raschbi) übergeben, der die Süße der Speisen zubereitet, ähnlich wie es der Heilige Alte (Maschiach) tut, der verborgener ist als alles Verborgene, und er bereitet die Speisen so zu, dass sich niemand finden wird, dem sie ungewürz erscheinen und der Salz hinzufügen möchte. Und er bereitet sie so zu, dass jeder isst und satt wird und sich vollständig sättigt und noch übrig lässt. Und in ihm erfüllt sich das Gesagte: „Und er setzte es ihnen vor; und sie aßen und ließen übrig nach dem Wort des HERRN“.

22. Und sogleich nötigte er die Jünger, in das Boot zu steigen und ihm an das jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Volksmengen entlassen habe.

23. Und als er die Volksmengen entlassen hatte, stieg er für sich allein auf den Berg, um zu beten. Als es aber Abend geworden, war er dort allein.

24. Das Boot aber war schon mitten auf dem See und litt Not von den Wellen, denn der Wind war ihnen entgegen.

Hier ist ein Beispiel für den Grad der Unterordnung der Schüler gegenüber dem Lehrer zu sehen. Bei Nacht und schlechtem Wetter auf die andere Seite des Kinneret zu gehen, scheint völliger Wahnsinn zu sein.

25. Aber in der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, indem er auf dem See einherging.

In der vierten Nachtwache – die Wächter sind die Wächter des Tempeldienstes. Der Talmud enthält eine Diskussion zwischen den Weisen über die Anzahl der Nachtschichten. Nach der Meinung von Rabbi Natan waren es drei Wachen, nach der Meinung von Rabi – vier. Hier finden wir eine Bestätigung für die Ansicht, dass es vier Schichten gab. Die Nacht war in vier gleiche Abschnitte unterteilt, vom Sonnenuntergang bis zur Morgendämmerung. Folglich begann die vierte und letzte Schicht vor der Morgendämmerung.

Kam er zu ihnen, indem er auf dem See einherging – die Fähigkeit, leichter als das Wasser zu sein, auf dem Wasser zu gehen und dem Wasser in Zeiten des Sturms zu entkommen, wird in der jüdischen Tradition mit Gerechtigkeit und Almosen verbunden:

„Rabbi Akiwa erzählte: „Ich war einmal am Meer und sah in der Ferne ein Schiff untergehen. Ich bedauerte einen Weisen der Torah, der auf diesem Schiff war. Nach einiger Zeit traf ich diesen Mann in Rom, und ich fragte ihn: „Wie hast du es geschafft, von dem Schiff zu entkommen?“ Und er antwortete mir: „Ich trat auf das Meer, und eine Welle hob mich auf und gab mich an eine andere weiter, und diese an eine andere Welle, und so trugen sie mich, bis sie mich an einer ziemlich flachen Stelle niederließen. Und von dort kam ich nach Rom“ (Kohelet Raba 11).

Es gab auch die Überlieferung, dass die Fähigkeit, sich auf der Wasseroberfläche zu bewegen, den Menschen der Generation vor der Flut zugeschrieben wurde (zu Recht oder nicht). Einige Kommentatoren zu Hiob 24,18 weisen darauf hin, dass die Menschen, als Noah seine Generation zurechtwies, erwiderten, sie könnten sich auf dem Wasser bewegen und würden daher leicht entkommen.

26. Und als die Jünger ihn auf dem See einhergehen sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: Es ist ein Gespenst! Und sie schrien vor Furcht.

Geschichten über das Auftauchen von Geistern aller Art auf See waren unter Seeleuten weit verbreitet und wahrscheinlich auch den galiläischen Fischern bekannt, die oft zur See fuhren:

„Raba bar Chana sagte: „Seeleute erzählten mir, dass es eine Welle im Meer gibt, die so stark ist, dass sie jedes Schiff versenken kann. Und auf ihrem Scheitel ist ein Engel wie weißes Feuer. Und wenn du einen Stein nach ihm wirfst, auf dem geschrieben steht: „Ich bin Der, Der bleiben wird. Herr Zwaot, Amen, Amen. Selah“, dann ebbt die Welle ab“ (Bava Batra 73a).

Selbst eine vertraute Person durfte man nachts nicht grüßen, weil man fürchtete, sie könnte sich als Dämon verkleidet herausstellen:

Und es geschah, als Jehoschua bei Jericho war, da erhob er seine Augen und sah: und siehe, ein Mann stand ihm gegenüber, und sein Schwert war gezückt in seiner Hand. Da ging Josua auf ihn zu und sagte zu ihm: Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden? Und er sprach: Nein, sondern ich bin der Oberste des Heeres des HERRN; gerade jetzt bin ich gekommen. Da fiel Jehoschua auf sein Angesicht zur Erde und huldigte ihm und sagte zu ihm: Was redet mein Herr zu seinem Knecht? – Wie konnte Jehoschua so etwas tun? Rabbi Jehoschua ben Levi sagte: „Es ist verboten, einen Bekannten, den man nachts (außerhalb der Stadt, an einem verlassenen Ort) trifft, mit „Schalom“ zu grüßen, weil man befürchtet, dass es sich um einen Dämon handelt“. Dies ist ein anderer Fall. Immerhin hat sich die Person, die wir getroffen haben, vorgestellt und gesagt, sie sei der Anführer der Heerscharen des Herrn! – Was, wenn er lügt? – Wir verlassen uns auf die Tatsache, dass ein Dämon den Namen Gottes nicht vergeblich ausspricht“ (Megila 3a).

27. Sogleich aber redete Jeschua zu ihnen und sprach: Seid guten Mutes! Ich bin es. Fürchtet euch nicht!

Wahrscheinlich ist das ursprüngliche „hizku, al tirau“ ein Zitat aus Jeschajah: Stärkt die schlaffen Hände und festigt die wankenden Knie! Sagt zu denen, die ein ängstliches Herz haben: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, da ist euer Gott, Rache kommt, die Vergeltung Gottes! Er selbst kommt und wird euch retten (Jeschajah 35:3,4). Traditionell wurde dieser Trost in einem messianischen Kontext gesehen. Der Midrasch erzählt uns Folgendes darüber:

„Dann erhebt sich der große Fürst Michael und bläst dreimal in sein Horn, wie es geschrieben steht: „An jenem Tag wird das große Widderhorn geblasen“ (Jeschajah 27,13). Das ist das rechte Horn des Widders von Jitzchak, das Gott auf tausend Ellen verlängert hat. Und wenn dieses Horn geblasen wird, werden Maschiach ben David und Elijahu geoffenbart, und sie gehen zu Israel, das unter den Völkern in Bedrängnis ist. Und Elijahu sagt zu ihnen: „Stärkt die schlaffen Hände und festigt die wankenden Knie! Sagt zu denen, die ein ängstliches Herz haben: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, ⟨da ist⟩ euer Gott, Rache kommt, die Vergeltung Gottes! Er selbst kommt und wird euch retten“ (Ozar haMidraschim Schimon ben Johaj 555).

28. Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen!

29. Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jeschua zu.

Ein Geist oder ein Dämon, der irgendwelche übernatürlichen Kräfte hat, kann diese nicht auf einen anderen Menschen übertragen. Im Gegensatz dazu heißt es über den Gerechten: „Der Gerechte befiehlt, und der Allerhöchste tut, was er sagt“. Das heißt, Jeschua konnte befehlen, und Petrus bekam die Möglichkeit, über das Wasser zu gehen, aber der Geist konnte das nicht tun. Von den Gerechten heißt es, dass sie das Zepter des Allerhöchsten jederzeit in den Händen halten und die Realität verändern können.

30. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich!

31. Sogleich aber streckte Jeschua die Hand aus, ergriff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum zweifeltest du?

32. Und als sie in das Boot gestiegen waren, legte sich der Wind.

Möglicherweise zweifelte Petrus an der Fähigkeit, dem Wind zu gebieten, da der Wind als Ausdruck des göttlichen Zorns gilt. Jeschua kommt ihm zu Hilfe, und als sie im Boot ankommen, legt sich der Wind, wie es geschrieben steht. Das deutet darauf hin, dass dem Maschiach auch diese göttliche Eigenschaft anvertraut ist. Der Abschnitt ist eine Anspielung auf Tehilim 107: „Dann aber schrien sie zum HERRN in ihrer Not: Und er führte sie heraus aus ihren Bedrängnissen. Er verwandelte den Sturm in Stille, und es legten sich die Wellen. Sie freuten sich, dass es still geworden war, und er führte sie in den ersehnten Hafen“.

33. Die aber in dem Boot waren, warfen sich vor ihm nieder und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!

Der Ausdruck Sohn Gottes wird in jüdischen Quellen für Menschen gebraucht, die mit dem Geist Gottes ausgestattet sind, weil ihr Herz an den göttlichen Geboten festhielt. Radak erklärt es so:

„Und wenn sie sagen, es sei unmöglich, etwas, was nicht von Natur aus göttlich ist, Sohn Gottes zu nennen, so sage ihnen: „Alles, was wir über Gott sagen, sagen wir in Gleichnissen und Allegorien. Denn wir sagen, das Ohr Gottes und das Auge Gottes und die Hand Gottes, aber wir wissen, dass Er, der Gesegnete, keinen Körper hat, und was wir sagen, ist nur ein Gleichnis und ein Beispiel. Wenn also ein Mensch mit dem Geist aus der Höhe erfüllt ist und mit seiner Seele an der Erfüllung des Willens Gottes hängt, so kann man von ihm sagen, dass er ein Sohn Gottes ist, wie geschrieben steht: „Du bist mein Sohn, ich habe dich heute gezeugt“ (Radak über Tehilim 2).

34. Und als sie hinübergefahren waren, kamen sie an Land in Genezareth.

35. Und als die Männer jenes Ortes ihn erkannten, schickten sie Boten in jene ganze Umgegend und brachten alle Leidenden zu ihm;

36. und sie baten ihn, dass sie nur die Quaste seines Gewandes anrühren dürften; und alle, die ihn anrührten, wurden völlig geheilt.

Es handelt sich wahrscheinlich nicht um die Quasten des Gewandes, da sie bei einer Fülle von Berührungen in der Menge reißen könnten, sondern um den Saum des Gewandes (möglicherweise den Saum des Himations). Im Judentum gab es eine Tradition über die heilende Kraft der Kleidung, insbesondere des ersten priesterlichen Gewandes – der Lederkleidung, die Gott nach dem Sündenfall für Adam und Chava schuf. Dieses Gewand wurde vererbt. Noach gab sie an Nimrod weiter, dann hatten Jitzchak und Esaw sie. Nachdem Esaw sein Erstgeburtsrecht verkauft hatte, ging es an Jaakow.

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