KAPITEL 7

1. Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!

2. Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.

In der Mischna (Pirkej Awot 2:4) heißt es: „Richte deinen Nächsten nicht, bis du in seinen Schuhen steckst“. Eine der traditionellen Auslegungen dieses Verses besagt, dass man erst dann urteilen sollte, wenn man bereit ist, an der Stelle des Verurteilten zu sein, d. h. für dasselbe Vergehen verurteilt zu werden. Die Weisen des Talmuds sagen, dass ein Mensch seinen Nächsten mit dem Gericht der Rechtfertigung richten soll. Rabbi Jehuda bar Schilo zählt im Traktat Schabbat (127a) sechs Dinge auf, die der Mensch in dieser Welt sät und in der kommenden Welt erntet. Eines dieser sechs Dinge ist das Urteil über jeden Menschen durch das Gericht der Rechtfertigung. Im Talmud heißt es, dass jeder, der seinen Nächsten durch ein gerechtfertigtes Gericht richtet, auch selbst gerechtfertigt wird, und es wird ein Beispiel aus dem Leben gegeben:

„Die Geschichte eines Mannes aus Galiläa, der in den Süden ging und drei Jahre lang für einen bestimmten Herrn arbeitete. Am Vorabend des Jom Kippur sagte er zu seinem Herrn: „Bezahle mich und ich gehe nach Hause und kaufe Essen für meine Frau und meine Kinder“. Der Arbeitgeber antwortete ihm: „Ich habe kein Geld!“ Er sagte zu ihm: „Bezahle mich mit Früchten!“ – „Ich habe keine Früchte!“ – „Bezahle mich mit Land“ – „Ich habe keins!“ – „Bezahle mich mit Vieh“ – „Ich habe keins“. – „Bezahle mich mit Bettzeug“ – „Ich habe keins!“

Der Arbeiter ging traurig nach Hause. Nach Sukkot belud der Arbeitgeber drei Esel, einen mit Essen, einen mit Trinken und einen mit Süßigkeiten, und kam zu seinem Arbeiter. Nachdem sie gegessen und getrunken hatten und der Herr dem Arbeiter seinen Lohn gegeben hatte, fragte er ihn: „Was hast du gedacht, als ich sagte, ich hätte kein Geld?“ – „Ich dachte, du hättest ein einträgliches Geschäft und hättest dein ganzes Geld darin gesteckt.“ – „Was dachtest du, als ich sagte, ich hätte keine Früchte?“ – „Ich dachte, sie wären noch nicht verzehntet worden.“ – „Und was dachtest du, als ich sagte, ich hätte kein Land?“ – „Ich dachte, du hättest es an jemanden verpachtet.“ – „Und als ich sagte, ich hätte kein Vieh?“ – „Dass jemand es von dir gepachtet hat.“ – „Und als ich sagte, ich hätte kein Bettzeug?“ – „Ich dachte, du hättest es (für den Tempel) geweiht.“ Da sagte der Herr: „Wahrlich, so war es! Denn ich habe alles, was in meinem Haus ist, geweiht, damit mein Sohn Gurkan studieren kann. Nun ging ich vor Gericht und meine Eide wurden annulliert. So wie du einen Grund gefunden hast, mich zu rechtfertigen, so wirst du gerechtfertigt werden vor dem Gericht des Himmels.“

Es gibt ein fast wörtliches Zitat in Sota 1:7: „Mit welchem Maß ein Mensch misst, mit diesem Maß wird er gemessen werden.“

3. Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr?

4. Oder wie wirst du zu deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen; und siehe, der Balken ist in deinem Auge?

5. Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge! Und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen.

Im Traktat Bawa Batra wird ein Dialog zwischen dem Richter und dem Angeklagten geschildert, in dem der Richter zum Angeklagten sagt: „Nimm den Splitter aus deinen Augen“, worauf der Angeklagte antwortet: „Nimm zuerst den Balken aus deinen Augen“. Offenbar handelt es sich hierbei um einen bereits in der Zeit des Zweiten Tempels weit verbreiteten Aphorismus.

Jeschua entwickelt seinen Gedanken weiter und führt seine Schüler zu dem Punkt, dass ein Mensch sich selbst prüfen muss, bevor er seinen Nächsten beurteilen kann. Im Chassidismus gibt es das Verständnis, dass man die Fehler eines anderen nur dann entdecken kann, wenn diese Fehler auch bei einem selbst vorhanden sind.

6. Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen!

Im Buch Schemot (22:30) lesen wir: „Heilige Menschen sollt ihr Mir sein: so dürft ihr Fleisch, das auf dem Feld zerrissen worden ist, nicht essen; den Hunden sollt ihr es vorwerfen“. Der Talmud stellt im Traktat Bechorot die Frage: Wenn ein Tier, das zum Opfern bestimmt und somit geweiht ist, auf dem Feld zerrissen wird, ist es dann auch erlaubt, es an die Hunde zu verfüttern? Die Antwort lautet, dass man dies aus Respekt vor der Heiligkeit nicht tun sollte.

Das Heilige darf nicht an Hunde verfüttert werden, auch wenn es zum Opfern ungeeignet geworden ist. In der jüdischen Tradition ist der Hund oft ein Symbol für Außenstehende, Heiden, Feinde. Jeschua selbst verwendet dieses Bild ausdrücklich in seinem Gespräch mit der kanaanäischen Frau. In diesem Fall, in dem er weiterhin von der Gefahr des Urteils spricht, zeigt Jeschua seinen Jüngern, dass es nicht möglich ist, selbst wenn ein Mensch aussieht wie ein Außenstehender (wie zerrissen), kann man ihn nicht als Heiden bezeichnen, ihn nicht als Nichtjuden bezeichnen.

Perlen sind ein gängiges Bild für Worte der Torah oder Torah-Lehrer. Über Rabbi Elischa ben Abuja wird gesagt, dass er den Glauben aufgab, als er sah von den Römern abgeschnittene Zunge von Rabbi Chutzpit (dem Dolmetscher) in den Zähnen eines Schweins. Er rief aus: „Die Lippen, die Perlen verstreuten, lecken den Staub?!“ In dieser Geschichte ist das Schwein, nach Meinung vieler Kommentatoren, ein Bild für die Römer und das römische Gericht. Jeschua könnte hier auf das römische Gericht anspielen und sagen, dass, wenn man sich an ihn wendet, damit rechnen muss, dass du selbst der Zuständigkeit dieses Gerichts unterliegst, und er wird dir gegenüber genauso gnadenlos sein.

7. Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden!

8. Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird geöffnet werden.

Die Eigenschaft Gottes, Gebete zu erhören, ist für den Juden eine Selbstverständlichkeit. Der Glaube an einen Gott, der Gebete erhört, ist das, was einen Juden wirklich auszeichnet. Es wird als ein hohes Maß an Glauben angesehen, sich für die Erfüllung seiner Bedürfnisse ausschließlich an Gott zu wenden:

„Die Geschichte von einem Boot, das auf einer Reise war und auf dem sich viele Heiden befanden. Es war aber auch ein jüdischer Jüngling unter ihnen. Und es brach ein großer Sturm aus, so dass alle in Gefahr waren, zu sterben. Ein jeder schrie zu seinem Gott und suchte Rettung. Als sie sahen, dass keine Rettung kam, wandten sie sich an den Jüngling und sagten zu ihm: „Wir haben gehört, dass dein Gott Gebete erhört, und wir haben von seiner Größe gehört. Steh auf und schreie zu ihm, damit wir nicht verloren gehen.“ Der junge Mann stand auf und schrie zu dem Herrn, und der Herr erhörte sein Gebet, und das Meer beruhigte sich.

Später, als sie am Ufer angekommen waren, gingen die Passagiere des Bootes, um Vorräte zu holen. Der Jüngling aber blieb, wo er war. Sie fragten ihn: „Willst du nicht einkaufen gehen?“ Er antwortete ihnen: „Ihr seid wahrlich aus einer elenden Gegend, aus Rom und Babylon. Wenn ihr unterwegs seid, müsst ihr ständig eure Vorräte auffüllen. Aber mein Gott ist immer bei mir, von dem es heißt: „Er wird dir antworten an dem Tag, an dem du zu ihm rufst“ (Jerusalemer Talmud, Brachot 9,13).

9. Oder welcher Mensch ist unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen Stein geben wird?

10. Und wenn er um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben?

11. Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten!

Jeschua wendet hier eine Kommentarmethode an, die kal wachomer (umso mehr) heißt. In diesem Fall bedeutet es, dass, wenn ein Mensch von Blut und Fleisch, der begrenzte Besitztümer hat und dessen Liebe auch eine begrenzte Kraft hat, umso mehr der Allmächtige, der grenzenlos liebt und dem es nicht an Kraft mangelt, das Gebet immer erhören wird.

12. Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Denn darin besteht das Gesetz und die Propheten.

Genau die gleiche Formulierung der gesamten Torah gab Hilel einem Heiden, der darum bat, die gesamte Torah gelehrt zu bekommen, während er auf einem Fuß stand. Es ist wichtig zu verstehen, warum Jeschua diese Worte sagt, nachdem er über das Gebet gesprochen hat. In der Predigt ging es um das Vergeben von Schulden, und darum, dass man keine Ansprüche an den Nächsten stellt. Bei diesen Ansprüchen, bei jeglichem Schaden durch den Nächsten, sagt uns Jeschua, dass wir uns an den Allmächtigen wenden sollen. Das Gebet wird somit Teil der Beziehung nicht zwischen dem Menschen und Gott, sondern zwischen dem Menschen und seinem Nächsten. Das Gericht selbst wird, wenn der Mensch sich weigert, ein Urteil zu fällen, ausschließlich dem Obersten Richter übergeben.

13. Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen.

14. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden.

Zwei Wege als Bild für die geistige Wahl sind bereits im Tanach bekannt, z. B. in Tehilim 1,6. Der Begriff der Weg im Hebräischen und in der Interpretationstradition bedeutet nicht nur den Weg, sondern auch eine Methode, eine Art der Existenz in dieser Welt. Von einem rechtschaffenen Menschen wird oft gesprochen als jemand, der seine persönlichen Wünsche zugunsten des Willens des Schöpfers vernachlässigt.

Es ist so, als ob er sich einschränkt: seine persönlichen Bedürfnisse, seine persönlichen Eigenschaften werden weniger deutlich. Der Böse hingegen versucht, sich in dieser Welt so weit wie möglich zu verwirklichen, deshalb ist sein Weg breit, er kann keinen engen Weg einschlagen. Der Gerechte ist völlig gezwungen, seine Gefühle unterzuordnen, und der Böse ist im Gegenteil seinen Gefühlen unterworfen. So beschreibt es das Buch „Kusari“:

„Er sagte: „Sag mir, was sind die Taten der Frommen (Chassiden) unter euch?“ Der Freund antwortete: „Ein Gerechter ist ein Mensch, der seinen Staat regiert, der allen Bewohnern ihr tägliches Brot gibt und ihre Bedürfnisse angemessen befriedigt, der alle gerecht behandelt, niemanden betrügt und niemandem mehr gibt, als ihm zusteht. Und so erreicht er, dass jeder, den er braucht, ihm gehorcht und sich beeilt, seinem Ruf zu folgen. Jeder gehorcht seinem Befehl und hütet sich, gegen sein Verbot zu verstoßen“. Sagte Kusari: „Ich habe dich nach einem Mann der Frömmigkeit gefragt, nicht nach einem Herrscher“. Der Freund erwiderte: „Und ich antwortete dir über einen Mann der Frömmigkeit. Denn alle Sinne und alle Kräfte seiner Seele und seines Körpers sind ihm untergeordnet. Und er führt sie, wie man ein Land führt, wie geschrieben steht: „Wer seinen Geist beherrscht, erobert eine Stadt“ (Mischlej 16,32). Er ist ein würdiger Herrscher. Denn wenn er an der Spitze des Staates stünde, würde er ihn gerecht regieren, wie er seinen Leib und seine Seele gerecht regiert“.

Wenn Jeschua vom schmalen Weg spricht, meint er den Weg der Begrenzung, der festen und gerechten (im Sinne der Gerechtigkeit, nicht der Askese) Begrenzung aller eigenen Eigenschaften. In Fortsetzung der Predigt über die Beurteilung spricht er hier von der inneren Beurteilung, von der Einstellung zu sich selbst, zu den eigenen Wünschen und Bestrebungen.

15. Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen! Inwendig aber sind sie reißende Wölfe.

16. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Liest man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen?

17. So bringt jeder gute Baum gute Früchte, aber der faule Baum bringt schlechte Früchte.

18. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, noch kann ein fauler Baum gute Früchte bringen.

19. Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.

20. Deshalb, an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.

In der rabbinischen Literatur wird immer wieder gefordert, dass man die äußere Rechtschaffenheit und die Menschen, deren Rechtschaffenheit äußerlich ist, vermeidet. „Wenn das Innere nicht mit dem Äußeren übereinstimmt“, sagt der Midrasch, „dann wird Gott den Menschen Dinge offenbaren, die das wahre Wesen des Inneren enthüllen“. Der „Sohar“ sagt, dass für einen Menschen, dessen Inneres nicht mit dem Äußeren übereinstimmt, ist es besser, nicht ins Haus der Lehre zu gehen“. In den Midraschim wird äußerlich gerechtes Verhalten oft durch die Metapher des „Mantels der Gerechtigkeit“ ausgedrückt. Dieser Mantel sollte absolut transparent sein und darf die innere Natur des gerechten Menschen nicht verbergen. Und wenn ein böser Mensch ihn anzieht, wird Gott seine Taten offenbaren, und alle werden sehen, dass es ein Bösewicht in der Kleidung eines Gerechten ist. Jeschua vermittelt diese Idee durch das Gleichnis von den Wölfen und Schafen sowie durch das Gleichnis von den Bäumen.

21. Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist.

22. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan?

23. Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!

Im Traktat Ktubot (66b) erzählt der Talmud folgende Geschichte:

„Rabbi Jochanan ben Zakaj reiste auf einem Esel aus Jerusalem, und seine Jünger folgten ihm. Unterwegs sah er eine Frau, die in den Ausscheidungen arabischer Rinder nach Haferkörnern suchte. Als sie ihn sah, wickelte sie sich in ihr Haar und stellte sich vor ihn. Sie sagte zu ihm: „Rabbi, versorge mich mit Essen!“ Er fragte sie: „Meine Tochter, wer bist du?“ Sie antwortete: „Ich bin die Tochter von Nakdimon ben Gurion“ (einer der reichsten Männer in Jerusalem). Dann fragte er sie: „Wo ist der Reichtum deines Vaters?“ Sie antwortete: „Nicht umsonst sagt man in Jerusalem, dass derjenige, der seinen Reichtum „einsalzen“ (lange aufbewahren) will, davon abnehmen (Almosen geben) soll?“ Er sagte zu ihr: „Das ist die Grundlage der Nächstenliebe. Wo ist das Vermögen deines Schwiegervaters?“ Sie antwortete: „Darüber hinaus ist es auch weg! Erinnerst du dich, Rabbi, wie du den Ehevertrag für mich unterschrieben hast?“ Und er sagte zu seinen Jüngern: „Als ich den Ehevertrag für sie unterschrieb, bestimmte ich für sie eintausend Tausend Dinare“. Rabbi Schimon bar Jochai sagte dazu: „Gut für Israel! Denn wenn sie den Willen des himmlischen Vaters tun, kann kein Volk sie überwältigen. Wenn sie aber den Willen des Vaters nicht tun, überlässt er sie dem niedrigen Volk, mehr noch, dem Vieh des niedrigen Volkes“.

Die Jünger fragten: „Rabi, hat Nakdimon ben Gurion nicht Almosen gegeben? Denn immer, wenn er aus seinem Haus in das Haus der Gelehrten ging, legte er Teppiche aus teurer Wolle auf seinen Weg, und die Bettler sammelten sie ein!“ Der Talmud antwortet: „All das tat er zu seiner eigenen Ehre und um sich selbst zu dienen! Dem aber, Dem er dienen sollte, hat er nicht gedient“.

Jeschua warnt vor diesem Verhalten und vor protziger Gerechtigkeit. Sie wird Ungerechtigkeit genannt, wie Götzendienst, denn es geht um die Selbstanbetung des Menschen.

Die Formulierung „Ich habe dich nie gekannt“ ist die Standardformulierung für den Ausschluss aus der Gemeinschaft. Dieser Satz kommt im Talmud mehrmals vor, auch in Geschichten aus der Zeit des Tempels, wie z. B. in Moed Katan 16a.

24. Jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute;

25. und der Platzregen fiel herab, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stürmten gegen jenes Haus; und es fiel nicht, denn es war auf den Felsen gegründet.

26. Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, der wird mit einem törichten Mann zu vergleichen sein, der sein Haus auf den Sand baute;

27. und der Platzregen fiel herab, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stießen an jenes Haus; und es fiel, und sein Fall war groß.

In einer alten Sammlung von Midraschim „Awot de Rabbi Natan“ (24) findet sich ein ähnliches Gleichnis:

„Elischa ben Abuja sagt: „Wem gleicht ein Mensch, der viele Dinge getan und viel Zeit mit dem Studium der Torah verbracht hat? – Er ist wie ein Baumeister, der große Steine in das Fundament seines Hauses legte und begann, Ziegelreihen darauf zu legen, und wenn das Wasser stieg, selbst die Erde überschwemmt wurde, konnte sein Haus stehen. Ein Mensch aber, der voller Lehre ist, aber keine guten Werke hat, wem gleicht er? – Dem, der ein Fundament aus Ziegeln baute und Steine darauf legte, und bei den ersten Wasserfluten stürzte sein Haus ein.“

28. Und es geschah, als Jeschua diese Worte vollendet hatte, da erstaunten die Volksmengen sehr über seine Lehre;

29. denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.

Der Überlieferung nach war es üblich, sich auf die Überlieferungskette der Lehre zu berufen. Traditionell sagte ein Lehrer, was er von anderen Lehrern gehört hatte, und nannte deren Namen. Jeschua wich von dieser Tradition ab und sprach in seinem eigenen Namen. Das überraschte die Versammelten.

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